Ein Winterauto!!
Natürlich eines, wo man erst einmal Hand anlegen musste. Billig sollte es sein und gut aussehen. Nen bissl PS durfte er auch haben, aber sollte keineswegs eine minimalistische Pappschachtel werden. So stieß ich bei diversen Internetportalen, die sich auf Autos und solche die es werden wollten, spezialisiert haben, auf den Opel Omega.
Also gut, es gibt ein Winterauto, schon weil mir der 7er irgendwie zu schade war, in gefahrgeschwängerten Jahreszeiten sein extraordinär teures Blechkleid zu riskieren. Außerdem soff der mir mit seinen 15 Litern Minimum wie ein Holzfäller, was im Winter wohl eher noch mehr werden würde.
Die Omi war groß, mit 3 Liter V6 Motor und schnuckeligen 211 PS absolut meine Kragenweite. Außerdem war er tiefer gelegt, was nicht unbedingt für die Wintertauglichkeit spricht, aber mir doch egal, er sah ja dadurch auch noch verdammt gut aus! Laut Anzeige mit Kopfdichtungsschaden und noch fast ein Jahr TÜV. Also klang das erstmal nicht nach großen Problemen und nach Verhandlungen und dreimaligem Besuch beim Händler nahm ich das Gerät für einen soliden Preis eines immerhin 1994igers mit.
Es gab jede Menge auszusetzen an der Omi. Zwei der Türgriffe waren abgebrochen und verdeckten eigentlich nur noch die Löcher in der Tür. Zum Aufmachen waren sie nicht zu gebrauchen. Der Vorbesitzer hatte eine Alarmanlage eingebaut, wofür es keine Beschreibung oder wenigstens eine Anleitung des Verkäufers gab. Diese Alarmanlage hatte die permanente Eigenschaft zuverlässig zu verhindern, dass der Wagen ansprang. Also das ging schon mal super. Aber er ließ sich anschleppen, das genügte mir, die Funktion des Motors zu beurteilen. Kleinere Ungereimtheiten der Innenausstattung mit dem Werksauslieferungszustand ließen mich kalt, jedoch die Heizung ging gut.
Häschen war mit und ich wollte es riskieren das Auto auf den eigenen, angeschleppten Töpfen nach Hause zu bewegen. Also Ingolf sollte es bewegen, während ich mit dem 7er vorne weg fuhr. :-) Leider kamen wir nicht weit, wie in der Omega Unterseite beschrieben. Tausend Jahre später offenbarte das Rüsselsheimer Premiumautomobil noch weitere Schwächen beim TÜV.
Querlenker vorn braucht neue Buchsen, die Tieferlegungsfedern waren als Bausatz wohl von einem Gemischtwarenhändler eingebaut worden. Drei von einem Hersteller und das vierte Nesthäkchen von einem anderen, was dem Prüfingenieur sauer aufstieß. Die Hauptscheinwerfer waren vom Vorbesitzer in scharf blickende Klarglaslaternen umgewandelt worden. Leider hatte der Klops vergessen auch die Leuchtweitenregulierung mit einzubauen und der nette Dekra-Mann versuchte sich daran einmal mehr gewaltig aufzublasen.
Das alles hieß es also noch nachträglich zu machen, von den opeltypischen Rostproblematiken mal ganz abgesehen. Kopfdichtung war mittlerweile natürlich erledigt, wie auch ein neuer Kühler eingebaut und der Wärmetauscher/Ölkühler durch ein Gebrauchtteil aus einem Opelforum ersetzt. Ölwechsel war gemacht und auch der Auspuffstrang brauchte die liebevolle Zuwendung durch ein Schutzgasgemisch mit angeschlossener Schweißdrahtzufuhr.
Nun wurde mit dem Fahrwerk begonnen. Auf eine Anzeige hin wurde ein Satz Original Federn Omega-B geordert. Auf direkte Anfrage beim Verkäufer, ob sein angebotenes Material auch wirklich für meine Omi geeignet war, kam ein komplett ernst gemeintes “JA“. Der Opel war daraufhin das einzige Fahrzeug, welches ich in meiner Schrauberlaufbahn höher gelegt hatte. *Sarkasmusmodus aus*
Zickenbock Hebebühne
Rückimplantation
Es war eine Quälerei die Hinterachsfedern reinzukriegen, wo die gekürzten ohne Ansage von selbst herausfielen. Das kam mir schon kantonesisch vor, aber als es darum ging, die angebauten Räder mit dem Boden zu konfrontieren, war es traurige Gewißheit. Der Arsch vom Opel stand so hoch, das man locker ein Schwein hätte drunter durchschmeißen können. Ohne irgendwo anzuecken! Allerdings war das dem TÜV herzlich wurscht und er wurde unbesehen durchgewinkt. Drei Wochen später machten die Antriebswellen Rabatz, was sich in unkontrolliertem Klappern und Beschleunigungstackern zeigte. Der erste Tipp ging in Richtung Kardanwelle, die nach der Umtauschung allerdings genauso still war wie vorher, nur der Rest vom Auto hatte sich an das Geräusch so gewöhnt, das es noch immer auftrat.
Um das kurz zu erläutern: Durch die höhere Stellung der Karosse zum Fahrwerk waren die Winkel der Kreuzgelenke der Kardan und Antriebswellen kleiner geworden. Also waren die Knicke schärfer, die so ausgeglichen werden mußten. Denn die Bauteile waren nunmal am Ausgleichsgetriebe angeflanscht und dieses hing wie eine ungewollte Zecke am Unterboden des Hinterteils. Warum? weil die Omi eine Heckschleuder ist. Lange Rede, .. kurz nachdem ich beide Antriebswellen gewechselt hatte, wurden die Baumarktfedern wieder implantiert und das Auto sah wieder normal aus, incl. der Möglichkeit, das die rheumatischen Beschwerden der Gelenke nie wieder auftreten würden.
Sämtliche anderen, vorrangig elektrischen Probleme stürzen hierdurch in ihrer Wertigkeit ins Bodenlose und werden von dem Autor hier nicht weiter erwähnt werden müssen wollen. Aber die Motorhaubendämpfer, die Dinger, die das Maul halten sollen, taten es nicht mehr. Also auch jene ersetzt, damit der Prüfer noch glücklicher wurde. Koppelstangen vorne wurden noch gewechselt und die funktionslose dritte Bremsleuchte im Heckspoiler mit undurchsichtiger Farbe der Karosse angepasst.
Alles in allem war dieses Auto doch ein Objekt der Begierde für jeden Selbstbastler. Aber gefahren ist der wie Sau. Bequem und recht leise im Innenraum, gut zu Kurven und halbwegs genügsam im Spritsaugen. Jede Menge Platz zum sitzen und koffern. Und die Augen der Passanten waren häufig noch in der Garage fest gebissen am Lack wie deren Ohren am Endschalldämpfer.
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