Aktualisiert am 20.09.16 Site  Warframe

 

Dunkelheit

Jetzt kommt’s aber wirklich gaanz dicke! :-)

Ich hab gestern gelesen, dass es nicht nötig ist auf einer privaten Homepage die Urheberrechtsklauseln extra auszuführen. Das wäre wohl schon so von vorherein aktiv. *feix  Da lass ich das also weg, aber wer Material braucht oder verwenden möchte,.. blabla, Ihr wisst schon.

Aqua Aquarinde

Also zur Beruhigung stelle ich noch ein Bild von einem Aquarium hierher. ... Sehr entspannend, nicht wahr?! Ist wirklich ein Aquarium gewesen, ein mehreckiges. Dies ist die Lichtbrechung der Sonne an einer der mehreckigen Kanten welches sich auf die dahinter liegende Wand projizieren durfte. Genial, oder ?! Aber genug der Flapserei.

Vorwort

Dunkelheit heißt diese Seite. Sehr befriedigend, aber wieso? Geht doch eigentlich mit dem Licht!

Laut Dateidatum des Ursprungsmanuskriptes begann ich am 10.03.2004 damit einen Roman zu schreiben. Da ich noch keinen Titel hatte wurde automatisch das erste Wort als dieser vom Programm angenommen und so hieß das Werk erst einmal “Dunkelheit” :) Leider sind im Laufe der Zeit die neueren Passagen eines Computer-Störfalles zum Opfer gefallen und vor lauter Frust ob dessen, ließ ich den den Protagonisten weiterhin im Dunkeln sitzen. .... Nein natürlich nicht, er kann schon wieder sehen, aber ich hatte null Bock mehr. Selber schuld, ich weiß. ;-)

Warum ich hier halbfertige Sachen einstelle? Vielleicht schafft es ja wer, mich zu inspirieren und aufzurütteln, dass ich weiter schreiben kann. Aber genug über mich, schreiben wir doch etwas über dieses Meisterwerk der zukünftigen deutschen Literaturgeschichte. Um was geht’s?  ...... Ich denke im nachhinein, es ist wohl eine Parodie auf Indiana Jones, ein Charakter der diesem ähnelt und dessen Filme kennt. Wie man auf den vorherigen Seiten sicher gemerkt hat, gibt es für mich keinerlei Themen, bei denen ich ständig bierernst bleiben kann und mir Seitenhiebe nicht verkneifen konnte. Hier ist es naurallemente genauso und ich sch*i*s auf die Rechtschreibprüfung, die meine ständigen Wortneuschöpfungen in den Gulli kippen will. ;-) Im Kern habe ich den Mythos um die ***Piep*** etwas genutzt und da kann sich jeder meine Überraschung vorstellen, als dieser Indiana Jones Darsteller mit seinem neusten Film von 2008 mit Drehbuch von 2006 meine Idee total falsch umsetzte.

Aber ich sagte ja, es ist in einigen Stellen eine Persiflage aber dennoch losgelöst und eigenständig, ich würde nie jemanden kopieren, den ich selber eigentlich mag. Es wird hier auch stellenweise unerträglich witzig, zum Beispiel wenn der Page Paolo auftaucht. Den liebe ich sehr. Das Utilie auch.

Ich habe viele Tage und Wochen mit Recherchen verschwendet, teilweise umgeschrieben und angepaßt, um die doch authentische Reise eines merkwürdig normalen Draufgängers zu begleiten. Betrachten Sie lieber jeden Satz aus einem nicht humorlosen Blickwinkel, dann wird diese Lektüre schon aus diesem Grunde keineswegs langweilig werden. Aber ich warne jeden, wenn es hier losgeht, das wird eine ganze Weile Ihre Augen beanspruchen. Es wird z.B. schwierig, sich das Lesezeichen für morgen zurecht zu legen, denn hier gibt es keinen Bleistift zum Stelle markieren. Dann lass ich es einfach auf jeden los, der die Stirn hatte, sich hierauf einzulassen. :-)

Viel Vergnügen wünscht der ©Moppel


Dunkelheit

Dunkelheit. Das ist das Erste, was mir bewusst wird, was ich sehe oder eher nicht sehe. Es ist dunkel, schwarz und zudem äußerst erschreckend, wenn man nicht weiß, wo oben, unten oder das ist, welches man als die Welt in Erinnerung hat. Nur mein Atem, der das einzig warme an diesem Ort zu sein scheint, zeigt mir , dass ich lebe. Ich taste über den Boden, zumindest das, was mir der Gleichgewichtssinn als unten versucht zu beschreiben. Ich fühle Stein und Feuchtigkeit , schwarze Feuchtigkeit und düsteren Stein. Was würde ich geben für einen Schimmer, ein Glimmen eines noch so unwirklichen Lichts. Sogar eine leuchtende Spinne, die mir so zuwider wäre, würde ich als Zeichen anerkennen und mit Freude begrüßen. Nunja, eine recht kleine, leuchtende Spinne sollte es sein, denn noch mehr Aufregung würde ich in dieser Situation wohl doch nicht nötig haben. Noch mehr Aufregung? Ich habe eben gedacht ! Ja, ich dachte eben. Noch ein Zeichen, ich bin am Leben, sagt es mir.
Jetzt scheint sich das Gehirn einzuschalten und mit den wenigen Informationen, welche im Moment überhaupt verfügbar sind, zu versuchen die Lage zu realisieren.
Irgendwie spüre ich plötzlich meinen Rücken, ein leises Stöhnen entfleucht mir ungewollt und fragend. Es ist eher ein Stechen, als wäre ich vor hundert Jahren von hundert dicken Männern genüsslich eine Kohlenrutsche hinuntergeworfen worden. Mit eingeschlagenem Schädel, versteht sich, denn jener zeigt auch nun meinem Hirn, das er doch das wichtigste Teil des Körpers ist, solange es mehr weh tut als die anderen.
Wie kann man in diesem traurigen Nichts an seine plötzlich auftauchenden Gebrechen denken, von denen man bisher nichts wusste und die keinem so bewusst geworden wären, würde man sehen können.
Immer wieder diese Fragen, die alle nur ein Ziel haben, mich von dem abzulenken, dem ich eben ausgesetzt bin. „Zur Erinnerung“, raune ich in die Schwärze, „ Du bist irgendwo, wo du es nicht toll findest und was ist dein Problem? Hundert Gehirne und ein schwarzer Rücken!“.
Meine Finger kratzen über die steinerne Auflage meines restlichen Körpers während ich versuche diesen blödsinnigen Satz aus dem Gedächtnis zu streichen. Sie suchen nach Ritzen und Rillen, nach etwas, nach jedem an dem sie sich festkrallen könnten. Ich hasse das Geräusch, wenn Kreide die Tafel zum schwingen bringt, jedoch wird mir ganz anders, weil ich nichts höre. Gar nichts, obwohl ich sehr intensiv mit den Fingernägeln alles zum Schwingen bringen möchte, was mir nur zum greifen und schaben dazwischen kommt. Außer wirkliche Schaben, aber das ist ja im Moment nicht das, was ich zu finden wünschte.
„Die sollen sich solange mit den leuchtenden Spinnen rumärgern“ formt mein Mund spontan und ebenso sinnlos in das, was ich mittlerweile als hellschwarz gefärbt haben wollende Sichtfeld.
Ihr lacht, aber es ist wirklich nicht besonders witzig, hier wo ich eben stecke. Könnte ich Ultraschall, würde ich wenigstens eine Wand finden, könnte ich infrarot , wäre es nicht so dunkel. Aber ich würde damit gegen eine Wand laufen, wenn ich nicht zuviel Angst hätte, erst überhaupt zu versuchen aufzustehen.
Angst, oh ja, das ist das, was mir nun gewärtig wird, ich habe Angst. Wieso hab ich das nicht schon vorher gemerkt ? Warum kommt sie nun, wo ich der Angelegenheit etwas kurioses abgewinnen konnte ?
Ich glaube fast zu wissen, was dem Grafen von Monte Christo in seiner Zelle so an Gedanken gekommen sein müssen. Aber er hatte mir etwas voraus, ein Privileg, ein lebenswertes und greifbares Ideal und Wagnis. Er sah !
Es ist mir nun sonnenklar, so zynisch dieses Wortgebilde an dieser Stelle klingen mag, ich brauche Licht! „Der Trick mit dem in die Augen schlagen wird hier wohl nicht funktionieren“, sag ich so zu mir, obwohl ein Funke mich meinem Ziel näher bringen könnte.
Ich schließe die Augen und es flackert ein dunkles, immer heller werdendes Grau als ob ich beginnen würde zu träumen , als ob ein Film aus uralten Projektoren kurz vorm Anlaufen ist.
So ähnlich etwa, wie man die Charlie Chaplin Filme kennt. Was passiert mit mir und was soll das auf einmal. Ich bin hellwach! Oder doch nicht?
Ich beschließe spontan diese Gedanken zu sperren, denn irrsinnig oder unwirklich ist doch alles hier. Es ist Licht, wenn auch dieses hinter meinen Lidern von Wünschen oder Erschöpfung erzeugt werden sollte.
Ein Bild ersteht aus dem flackernden Flimmern, es wird deutlicher, schärfer und ich erkenne etwas, was Wirklichkeit zu sein scheint. Eine Brandung, welche sich an einer grauen Mole bricht. Einen grauen Himmel und noch grauere Steine, aus denen die Hafenanlage besteht.
Noch schemenhaft im linken Bildausschnitt dunkel gekleidete Menschen.
„Das ist das erste Mal, dass ich in schwarz/weiß träume“, kommt mir in den Sinn, doch ich schaue mich um, um mehr zu erkennen, es zumindest zu versuchen.
Noch ist kein Laut zu hören, und dennoch versuche ich mir den Wind und das Brechen der Wellen vorzustellen. Und es passiert, leise doch immer ansteigend vernehme ich es. Ich glaube in dem immer lauter werdenden Tosen sogar einen Schrei einer Möwe zu erkennen, dieses klägliche und nervende Immerzu einer hungrigen Kreatur, die mir stets egal war, so wie das Geräusch, welches sie verbreitet in Vielzahl mit den lärmenden Kollegen auf Futtersuche.
Ich drehe den Kopf nach links in den erwähnten Bildausschnitt, denn noch immer erscheint mir dieses graue Geschehen unwirklich, wie ein ablaufender Film, den keiner bestellt hat. Die Menschen bekommen Formen und irgendwie habe ich den Eindruck, auch etwas Farbe stürzt ins Spiel. Es sind fünf junge Männer und ein hagerer Typ mit einer verbeulten Kapitänsmütze, welcher den anderen als Lehrer zu dienen scheint. Er hat die Hände tief in den Taschen vergaben , aber es gelingt ihm dadurch nicht, seine abgewetzten Ellenbogen einer schwarzen Jacke, die auch insgesamt schon bessere Tage gesehen hat, zu verstecken.
„Wie Kapitän Ahab, nur ohne Holzbein“, nuschele ich in mein plötzlich fröstelndes Kinn.
Er beobachtet die fünf anderen, junge Burschen vielleicht an die zwanzig Jahre alt, die mit gemeinsamer Kraft einen Feuerwehrschlauch auf einen 20m hohen Gittermasten richten.
Natürlich steht dieser unter Druck und er schleudert seinen sehr straffen Strahl Wassers in die Höhe auf eine etwa fußballgroße Scheibe, die sie wohl treffen wollen. Es ist ein Schwanken und Spritzen, jedoch lautloses Spektakel. Ich erkenne auf der gegenüberliegenden Seite der Scheibe eine Anzeige. Sie ist ironischerweise doppelt so groß wie das Ziel und scheint eine Art Trefferzähler zu sein. 33 ist die Zahl, die ich erkennen kann. Natürlich sind die Ziffern schwarz, aber dieses ganze Tun erinnert mich an etwas. Ich habe so was auch schon einmal getan, es war eine Übung der Feuerwehr um das Löschen von Bränden auf  Schiffen, exakter, die Zielgenauigkeit in den Brandherd zu üben.
Der Kapitänsmützentragende hat mittlerweile seine Hände zum lüften auf dem Rücken verschränkt und gibt durch Nicken sein Wohlwollen zum Ausdruck ob der Leistung seiner Schüler.
Ich höre aus dem Rauschen des vielen Wassers auf einmal ein Knattern heraus, so wie es einer im Wind wehenden Fahne zu erzeugen möglich ist. Erst jetzt nehme ich einen Flaggenmast in unmittelbarer Nähe des Geschehens wahr. Und noch etwas, die Fahne ist schlohweiß, in der Mitte ein kreisförmiges Logo, welches mich an Apotheken erinnert, darunter den Schriftzug `ASCET CORPORATION´. Jener ist in tiefem Blau gedruckt. Sagt mir gar nichts, aber eines ist sicher, so stark ist der Wind nicht, dass er den so emsigen Spritzern ein Problem sein dürfte.
Ich gehe einige Schritte in deren Richtung, etwa 5 Meter vom hageren Jackenträger entfernt bleibe ich stehen. Er dreht sich leicht in meine Richtung und schaut mich erwartungsvoll an. „Bei dem bisschen Wind ein Kinderspiel !“  schreie ich ihn an. Er nickt, mustert mich und lässt seine Mütze in den Nacken rutschen. Seine Augen werden wärmer, zumindest hab ich diesen Eindruck, und er nickt wiederholt und wendet sich den anderen zu.
Nun denke ich doch nach, obwohl ich das der Leserschaft ersparen wollte. Wieso knattert die Fahne, wenn doch kein starker Wind ist? Woher kommen die Farben und was wollten mir die Augen des Kapitäns sagen? Irgendwie hatte ich den Eindruck, er hat mich erkannt, bzw. etwas kam ihm bekannt vor. War ich denn mal auch einer dieser jungen Burschen, die er eben beaufsichtigte?
Auf einen Schlag sind alle Bilder farbig, jetzt in diesem Moment ist es passiert. Es scheint mir, als wäre ein Knoten geplatzt, ein Gang hochgeschaltet, endlich ein Atemzug getan.
Eine sanfte Macht zieht meinen Körper weg von den Feuerwehrleuten, die komischerweise noch immer eher farblos im Nebel verschwinden, der aufkommt. Noch immer komme ich von den Augen des Kapitäns nicht los, so grün und funkelnd, wissend und wärmend. Er muss jemand sein, den ich nicht vergessen wollte, den ich gut kannte, der mich mochte.
„Ich muss zurück, ich will mit ihm sprechen, lasst mich los, loslassen sag ich!“  schrei ich heraus, doch sie verschwinden alle im Nebel.
Nebel, überall ist er, soviel zu dem Wind und der Brandung, die eigentlich von Bewegung zeugen sollten. Mein Körper dreht sich, die Umwelt wird neblig, wiederum grau. Oder dreht sich alles um mich? Zumindest kann ich meinem Magen nur zusprechen, es ist toll, wenn es am Kehlkopf etwas kribbelt.
Einen Gong,  so einen riesigen chinesischen Gong,  ich höre und erschaure, dieser Ton ist waffenscheinpflichtig.
Auf einmal ist der Nebel weg, alles ist normal. Bin ich wach ? Eine Halle aus Holz, Streben und Stützen, Bretter und auch der Geruch von Holz, es ist wirklich. Wie aus einem Rausch auferstanden, ich bin glücklich, ich kann und will alle meine Sinne wieder benutzen.
„Wow, endlich ist das vorbei“, sag ich laut genug, das in Japan Mutter Erde an ein neues Erdbeben denkt.
Weit vorne, ein Geruch von Fisch, wie komisch, so was auf dem Hafengelände, sehe ich einen untersetzten Mann. Die Lederschürze sieht nicht besonders toll aus, seine schmuddeligen Stiefel und auch das Messer in seiner Hand wirken nicht besonders familiär.
Er hat mich gesehen. Was nun? Wie erstarrt stehe ich still und harre der Dinge, die da kommen oder es lassen würden. Er grinst wie Satans Mittelfinger und seine speckigen Wangen nutzen ihr Potenzial zur Faltenbildung. Die Augen lachen, aber kein Wort kommt über seine wulstigen Lippen. Scheinbar muss auch ich diese unappetitliche Type näher kennen. Was tun? Ich breite meine Arme, die bisher leblos an den Schultern hingen, in eine kleine, an Höhe gewinnende Umarmungs-Gebärde aus. Genau das hatte ich befürchtet, durchzuckt es mich. Das Messer nebst anhängendem männlichen Wesen stürmt auf mich zu und drückt das fettige, nach Tran riechende Gesicht mit tiefster Inbrunst an meinen Hals.
Irgendwie wünsche ich mir, meine eben wiedergewonnenen Sinne doch nicht so genau benutzen zu können. Doch genieße ich die Umarmung, freue mich über dieses Treffen. Ich denke, meine Gefühle spielen verrückt, wie die Augen des Kapitäns.
Jäh wird die Umklammerung allerdings unterbrochen. Ich hatte die Augen geschlossen, als dieser Rammbock auf mich auflief, so konnte ich nicht sehen, dass ihn ein langer, aber dennoch kräftiger, ebenfalls übelriechender Fischzerteiler am Kragen in die Mitte der Halle riss.
„Carlo“, brüllte dieser, „Ich hab es dir gesagt, ich hab dich gewarnt, du bist einer von uns, lebe mit uns, oder stirb mit dem da!“. Ich bin schockiert, immerhin weiß ich nun, wie dieser Mann heißt und dass ich wohl nicht bei jedem gern gesehen bin, mal vorsichtig ausgedrückt.
Mister Bombastic ist mittlerweile dabei Carlo in eine Ecke der Holzbaracke zu drängen. Erst jetzt bemerke ich ein Metzgerbeil in dessen Händen, welches er andeutungsweise als Druckmittel benutzt. Scheint auch gut zu funktionieren, denn Carlo steht auf Rücken an Holz-Kontakte, wie er sich an des hinter ihm liegende Material schmiegt.
Über Carlo entdecke ich ein Hornissennest, angeklebt mit Speichel einer als aggressiv bekannten Art der Insekten. Etwa 5 Zentimeter groß ist das erste Tier, welches sich aus dem Bau heraus nach der Störung erkundigt. Ich sehe auch Bienen, nur ist mir klar, das Bienen und Hornissen nie dasselbe Gebiet beanspruchen. Aber das ist egal, denn die beiden Männer, Carlo und Mister Bombastic haben eben begonnen die Spezies zu reizen. „Wenn du leben willst“, schreit der mit dem netten Hackebeil, „tritt an deinen Tisch und schlitz deinen Fisch, witzig hihi“. Also ich finde, er ist originell, allerdings schwärmen nun die Tierchen aus, und Carlo hat den ersten Stich bekommen. Sein Gebrüll will ich nicht nachvollziehen und ich bewege mich rückwärts aus der Halle, falls ich einen Ausgang finde. Nun erschallt auch Bombastics Stimme, welche ich hier mit den Flüchen nicht unbedingt wiedergeben möchte.
Tatsache ist, mich hat der Schwarm auch erreicht. Keine Bewegung, keinen Geruch, als Geist, der ich mich nun zu wissen scheine, kein Thema. Schreie, immerfort, die langsam zu Wimmern verkümmern. Nach zehn Minuten Regungslosigkeit ohne Schrammen, ich roch wohl etwas schlecht, verzieht sich die Wolke aus Insekten und ich schaue auf ein Drama. Aufgedunsen und unfähig, sich zu rühren, liegen beide der Kämpfer am Boden. Carlo tut mir leid, der andere ist mir egal.. Total egal. Carlo, der mich wohl kannte, röchelt noch, ich beuge mich herab, aber nur eine bebende Bewegung seiner Lippen ist das Zeichen für seinen schon über ihm schwebenden Tod. Und ich bin sicher, er hätte mir geholfen. Irgendwie.
Meine Hände vergraben sich in den Taschen eines langen, schwarzen Mantels, den ich trage und drücken das Kleidungsstück nach unten, so das es meine Schultern durchaus bemerken.
In der linken Tasche spüre ich etwas hartes, spitzes, doch die Tasche ist leer. Ein Kribbeln überkommt mich. Egal, was nun?
Ich blicke suchend nach oben, visiere eine der an langen Kabeln von der Deck hängenden Lampen an. Den Glühfaden kann ich erkennen, der bis eben eher missmutig sein Licht an die Umwelt abgab und nun immer heller und heller wird und mein Blick, magisch angezogen, sich nicht abwenden kann. Einen Wimpernschlag dauert es, ein trockener Knall unterm Lampenschirm beschreibt das Ende des Leuchtmittels. Der Glühfaden ist durchgebrannt und der Glaskörper zersprungen. „Tolle Show“ denke ich noch, als sich in ständig schneller werdender Folge die verbliebenden cirka 15 anderen Leuchten im Schuppen mit demselben Geräusch ins Nirwana verabschieden. Genauso schnell, mit jedem zerplatzenden Lumen verschwinden alle Einzelheiten meiner Umgebung im Sekundentakt in schemenhaftes Dämmerlicht, welches sich nach dem letzten  Krachen in die bekannte schwarze Leere auflöst. Ich bin wieder im Nichts. Ich könnte vor Ärger und Hilflosigkeit schreien, jedoch ist die Sinnlosigkeit dessen mir bewusst und ich sinke zusammen als aufgebendes Häufchen des Wortes, welches mir noch eben auf der Zunge lag.

 


Ein Telefon klingelt, so ein richtig altmodisches Klingeln wie bei Apparaten von früher, mit riesiger Gabel und ratternder Wählscheibe. Das Telefon steht in einem durch ein großes Fenster und verglaster Tür hell durch Tageslicht erleuchtetem Raum. Es befindet sich auf einer Art Tresen, dahinter ein Tisch voller Papier, ein Funkgerät, 2 Stühle. Vor dem Tresen leeres Parkett. Ein Arm, in grauen Stoff gehüllt, ergreift mit seiner fleischigen Hand den Hörer und führt jenen eher widerwillig an ein Ohr. Dieses gehört zu einem ebenso fleischigen Gesicht, mit Knollennase und verwachsenen Augenbrauen. Ein farbloser, schmaler Mund öffnet sich und artikuliert in den Telefonhörer, als wäre der zum Sprechen da, „Rushtown Police Station, einen gewaltfreien Tag. Sie sprechen mit Sergeant Miller, was kann ich für sie tun ?“.
Seine grau-grünen Augen schauen gelangweilt, von den Lidern halb bedeckt, während er sich mit dem verbliebenen Arm den Speichel aus dem Mundwinkel wischt.
Den Gegenüber am Telefon kann man nicht hören, wie erwähnt, ein eher altmodisches Gerät.
Ein wiederholtes Zwinkern allerdings verrät ein steigendes Interesse des Sgt. Miller an den bisher von ihm unkommentiert gelassenen Ausführungen des Anrufenden.
„Sind sie sicher?“ ist das Erste, was er als Reaktion zu bieten hat. „Nungut, wir werden uns der Sache mal annehmen, aber ich hoffe, Sie wollen uns hier draußen nicht den Tag verderben!“ kommt als kleine Drohung sehr flüssig hinterher.
„Wie ist eigentlich Ihr Name? Ich muss ja auch noch Protokoll schreiben, obwohl das ein schöner Tag geworden wäre“, setzt er dem ganzen Beamtentum noch ein Zeichen.
Grummelnd knallt er den Hörer auf die Gabel, „Was denken sich denn einige überhaupt, dass wir hier den ganzen Tag Däumchen drehen?“, raunt er genervt. Jetzt kann man den Rest von ihm auch gut erkennen. Unser Sgt. Miller hat nicht ohne Grund eine korpulente Hand, nein, der liebe Gott segnete ihn mit einem ebensolchen restlichen Körper, sicherlich um die Proportionen augenfreundlich anzupassen. Miller setzt sich auf einen der Stühle, wobei ein nicht unwesentlicher Teil seines Gesäßes den zweiten mitbenutzt. Unwillkürlich drängt sich der Gedanke auf, dass 2 Stühle nicht unbedingt auch 2 sitzende Personen bedeuten müssen.
Er greift zum Funkgerät und ruft nach einem Charlie. Komisch alle Hilfssheriffs scheinen so zu heißen, denn dieser ist gemeint.
Charlie meldet sich mit dem ihm eigenen mexikanischen Akzent „Was gibt’s denn, Bob?“.
„Ich hab gerade mit einer spannenden Sache zu tun, die Katze von den Browns hat ihr Essen ausgekotzt und ich soll mir das mal ansehen“ fügt er betont wichtig hinzu.
„Jetzt lass mal die Ausreden, aber gut dass du eben dort bist. Tom Brown soll mal seine Hunde nehmen. Fahr noch zu den Bakers und lade Bill und Ted in den Wagen. Wir treffen uns am Fluss. Achja, bring mir noch einen Muffin von Betsy mit.“ lauten die Anweisungen des allgewaltigen Meisters.
„Was ist denn los ? Ist wieder ein Bär in der Nähe?“, fragend der Deputy, obwohl er nicht wirklich wissen will, um was es geht.
 „Soll dir egal sein, mach was ich dir sage“ herrscht Bob Miller zurück und wirft das Mikrofon ärgerlich auf den Tisch zurück.
Er nimmt sich aus dem Glasschrank, der mal wieder offen steht, eine der Schrotflinten, schnappt noch mal an seinem Sandwich den Schinken heraus und schlurft aus dem Raum zu seinem Dienstwagen, der vor dem Haus auf Arbeit wartet.
Eine Fahrt an 10 Häusern vorbei, die leer stehen, eine Plantage mit Stachelbeersträuchern und Rinder , die rechts und links der staubigen, unbefestigten Straße nach wiederkäubarem Material suchen. Ansonsten am Wegesrand üppige Vegetation mit Bäumen und Sträuchern, in der Ferne ein Bergmassiv mit weißen Spitzen und dichter Nadelwald in der näheren Umgebung.
Ein Kaff im Niemandsland, wohl nicht mehr als 500 Einwohner, die den Film „Der Mann in den Bergen“ etwas zu wörtlich genommen und zu oft gesehen hatten.
Bob fährt gemächlich in Richtung Fluss und winkt unbekümmert einem Reiter zu, der wohl auf der Suche nach seinen Kühen ist. Jener nickt nur, es ist wie immer, außer das Bob Miller gemächlich in Richtung Fluss fährt.
Er bremst und als sich die Staubwolke verzogen hat sieht man den Hilfssheriff mit einigen anderen Leuten, wahrscheinlich Bill, Ted und Tom mit den beiden Jagdhunden.
„Okay“, setzt Miller an, während er noch dabei ist, aus dem Wagen zu steigen, „Okay, es geht um folgendes. Irgendein Typ hat bei mir angerufen und gesagt, ich sollte mich mal am alten Indianertempel etwas um die Bodenbeschaffenheit kümmern. Ich solle dort etwas interessantes finden, blablabla“, erklärt er den anwesenden Personen, bei denen es sich wirklich um die Bestellten handelt.
Tom, ein alternder Farmer, streichelt einen seiner Hunde und fragt zurück „Ist das alles? Damit kann ja keiner was anfangen“.
Einen grinsenden Charlie und Ted, der mit Bill ebenfalls Grimassen zieht, hebt diese Erklärung aus keinem Sattel.
Wichtig tut er, der Sheriff, lehnt sich auf die Motorhaube seines Wagens und holt noch einmal Luft, was bei seiner Fülle eine zeitraubende, aber dennoch wichtige Handlung ist.
„Angeblich soll sich dort ein entlaufener Sträfling verstecken, obwohl mich keiner über so etwas informiert hat“, erwähnt er wie beiläufig, wobei seine Hand wieder an den Mundwinkeln entlang wischt und er den Kopf etwas senkt, um seine Autorität ein wiederholtes Mal ins rechte Licht zu rücken. „Nehmt Spaten und die Hunde und bewegt euch zu den Trümmern dieser rothäutigen Heiden. Sucht nach dem Mann, ich bleibe hier und koordiniere alles über Funk“. Damit war sein Einsatz in dieser Angelegenheit sehr detailliert umschrieben. Charlie, als Deputy besonders helle, greift in seinen Wagen und wühlt aus jeder Menge Decken und Werbeplakaten ein tragbares Funkgerät heraus und prüft nach dem Einschalten, ob es auch schön rauscht. „ Alles klar, Boss, das wird erledigt“, begleitet von den nickenden Köpfen der Farmer, bei denen Charlie nun den Chef spielen darf.

Dieser Indianertempel, von dem hier die Rede war, er ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten, als hier noch andere das Land besiedelten. Hier, das ist Nordamerika, nicht weit zur Grenze Kanadas. Aber wieso ein Tempel, die Indianer hier waren doch eher Nomaden? Sie errichteten keine Bauten aus Stein, Totempfähle zeugen von deren Anwesenheit, aber keine Gebäude. Zumindest sollte es so sein, von dem was durch Wissenschaftler erkundet und von den noch lebenden Angehörigen dieser Völker überliefert wurde.
Dennoch gibt es im Wald hier eine Ruine, aus Stein und Holz gefertigt und nach ihrem Zustand zu urteilen, mehr als 1000 Jahre alt.
Dorthin also sind sie nun unterwegs, die tapferen Mitstreiter eines bemühten Helfers von Bob, dem großen Chef der Stadt Rushtown im Nirgendwo am Ende der Zivilisation.
Ein steiler Anstieg, den die Männer eben vor sich haben. Einzig die Hunde finden es ganz toll, denn auf der Farm von Tom Brown, der die Jagd wegen seiner gebrechlichen Knochen verworfen hat, gab es für sie nicht viel zu tun, außer maximal niedlich auszusehen.
Ein Hundeleben also, aber hier im Wald riecht es nach Harz, hin und wieder zeigt sich ein Marder und nichts, was auch nur im entferntesten an Kuhdung erinnert.
Spechte klopfen die Kiefern nach Schädlingen ab, das Rauschen der Wipfel und auch mal ein Strich Schnee, den der vergangene Sommer in der Eile übersehen hat, zeugen von Natur pur, oder wie die Städter es nennen würden, Wildnis in der Potenz.
Die Truppe kraxelt und stolpert einen schmalen, ausgetrockneten Bachlauf hinauf, schnaufend und schwitzend, doch voller Tatendrang, denn es gibt seit vielen Jahren ein Ziel. Zugegeben, nur weil der Sheriff es gesagt hat, und weil sonst alles sowieso langweiliger ist, als sich hier im Wald die Haut von den Fingern kratzen zu lassen. „Mist“, flucht Bill, der Arme hat sich im Wurzelwerk einen Fingernagel abgebrochen. Ted hat sich mit einer Zecke angefreundet und der Held des Tages, Charlie, er hat kein kleines Problem mit dem baumelnden Funkgerät, welches er so raffiniert umgehängt hat, das es zeitweise seine Männlichkeit wie ein 2-Kilo Gewicht schaukelnd traktiert. Da lobt man sich Tom, er hat sogar Muße, aus seinen Taschen eine Prise Schnupftabak zu kratzen und sich jene genüsslich in die Nase zu stopfen.
Etwa 300 Höhenmeter haben sie überwunden, jeder mit dem ihm eigenen Blessuren. Schadenfreude ist sicher nicht angebracht, aber es ist eher belustigend, wie sich diese Truppe einer wohl aussichtslosen Aufgabe entgegenbewegt.
Aber es ist geschafft, ächzend und zurücksehend des Weges, der geschafft wurde, stehen unsere Helden an einer Lichtung. Die Sonne ist zu sehen, leicht versteckt hinter Regenwolken, umrahmt vom Dickicht unberührten Kiefernwaldes. Sie sind am Ziel. Etwa 200 Meter Terrain trennen sie von den nächsten Bäumen. Wie ein Kreis webt sich der Wald um diese baumlose Stelle, dicht gedrängt mit Stamm und Strauchwerk scheint er sie beschützen zu wollen, vor den Blicken jener, die hier nichts zu suchen haben. Nur die Sonne hat hier Zutritt. Dies scheint dieser Ort auszudrücken.
In der Mitte hebt sich ein Hügel empor, nicht höher als ein Mann groß ist. Kreisförmig um diesen Mittelpunkt kann man trotz der Überwucherung durch Kletterpflanzen Gestein erkennen, welches sich um eben diesen Hügel wie ein Schutzwall zieht. Vielleicht 50 Meter im Durchmesser ist die grüne Mauer, an der, was bedeutsam ist, nirgendwo auch nur der Ansatz einer Durchgangsmöglichkeit erkennbar ist.
Überall modernde Pflanzenteile, Gestrüpp und stichfertige Ranken kriechender Gewächse.
An diesem Ort weht nicht einmal der Wind, auch der Wald scheint verstummt zu sein.
„Los geht´s, Amigos“, unterbricht Charlie diese beklemmende Beschaulichkeit und weist mit einigen Handbewegungen den Mitstreitern ihre Areale zu, die sie untersuchen sollen.
Die Hunde haben von selbst schon erkannt, hier gibt es etwas zu tun, und einer der beiden lässt sich zu einem kurzen Bellen hinreißen, welches Tom mit ärgerlichem Blick honoriert.
Die Männer verteilen sich und senken die Köpfe, denn sie wissen nicht, was sie hier suchen. Jedoch ist auch in ihren Bauernschädeln eines sicher, wenn es hier etwas gibt, außer Wald und anderes Grün, dann ist es in Richtung Erdmittelpunkt zu finden.


Erdmittelpunkt, ja, wüsste ich nicht, das es dort irre heiß sein muss, würde ich wähnen, dort bin ich. Statt meine Umgebung, die noch immer schwarz und unwirklich ist, abzutasten, versuche ich, meinen Traum, oder was immer das eben gewesen sein mag, nachzuprüfen. Ich greife in meine linke Manteltasche und wieder spüre ich es. Aber wie im Traume ist die Tasche leer. Es muss im Futter des Mantels sein. Ich muss wissen, was das ist! Meine Hände suchen nach Löchern, einer Innentasche ohne Ende, aber es ist alles so, wie es der Schneider wollte. Was gäbe ich für etwas Licht, um meine Untersuchung nicht nur auf meinen Tastsinn beschränken zu müssen. Doch es gibt nichts und ich glaube, das Jammern sollte ein Ende haben. Doch halt, was war das eben für ein Geräusch? Es klang wie das Bellen eines Hundes.
Spielt mir jetzt wieder einmal der Geist, den ich verloren glaube, einen Streich?
So langsam werde ich verrückt, aber das ist nichts neues, das sagten mir schon viele vorher. Viele,.. vorher ? Nun bin ich total durch den Wind. Woher weiß ich das, und was bedeutet es?
Ahh, ich habe etwas gefunden, ein Loch im Mantel. Eine Naht ist 2 fingerbreit aufgetrennt, direkt unter der Innentasche. Jeder Versuch meine Hand dort hineinzustecken ist sinn- und ergebnislos. Ich hebe das Ende des Mantels an, um das, was sich im Inneren befindet, in Richtung des Loches zu schütteln. Es funktioniert, ich spüre etwas am Zeigefinger, der noch immer im Mantel steckt. Es fühlt sich an wie ein Stein, glatt und doch rau. Wie eine elektrische Entladung lässt mich diese Berührung zurückzucken. Irgendwas ist hier passiert.
Aber war es nicht schon einmal so, nur das ich es nicht registrierte? Die Lampen und das Treffen mit Carlo, sind meine ersten Gedanken, aber meine mögliche Rettung lässt mich es sofort wieder vergessen.
 


Tom ist mit den Hunden im nördlichen Teil der Lichtung unterwegs, wieder bellt eines der Tiere, es ist aufgeregt und spürt etwas. Ted und Bill sind ziellos umhergewandert, jeden Schritt abwägend, sie sind oft genug in den letzten 10 Minuten an Ranken hängen geblieben.
Charlie führt Selbstgespräche, er brummelt Dinge wie „ Bald hab ich hier was zu sagen, wenn ich gute Arbeit mache..“ und ähnlich klingende Karriereoptionen.

Ich spinne doch nicht, das war ein Hund! Ich bin sicher und so deutlich hab ich es gehört, dass mein Herz im Ohr klopft. Da, da ist noch etwas, ein Geräusch, als wenn jemand durch Gras läuft, stolpert und flucht. Das kann kein Traum sein!

„Charlie, hier ist was, meine Hunde spielen verrückt !“, schreit Tom nach Süden, wo er den Deputy vermutet. Mr. Browns Tiger scharren auf dem Boden und nun weiß auch der andere Hund wieder, wie das mit dem Bellen ging. Direkt an der Mauer, im nördlichsten Teil der Umfriedung scheint die Ruhe des Waldes nicht mehr zu wirken. Die Männer stürmen zu Tom´s Fundort, nur Ted konnte es sich nicht verkneifen noch einmal ins Gestrüpp zu stürzen, nicht ohne einen fluchenden Ton von sich zu geben, versteht sich.
Sie klappen ihre Spaten auf, und wühlen durch den Moder ein Loch in den Waldboden.

„Verrückt“, dieses Wort habe ich eben verstanden, und wieder Bellen, dann Kratzen und Schnaufen, es tut sich was. Ich orte die Töne als das, was ich als Oben einordnen würde. Mein Blutdruck steigt, ich spüre es, ich höre es noch immer in den Ohren. Ich werde gerettet, gerettet, es ist ein Schock, ein Gefühl wie bei jemandem, der gerade gerettet wird. Nur ohne Verstand, ohne alles, was menschlich wirkt. Leben, das stärkste Gefühl, das es gibt, leben zu wollen, zu können.

„Hier ist etwas, klingt wie Holz“, ruft Bill in die Sonne, um sofort weiter zu scharren. Tom hat seine Hunde etwas zur Seite geführt, damit sie keinen Schaden nehmen, während die Männer immer mehr Material hinter sich werfen.

Mein Puls rast, ich blicke nach oben und meine Augen sind weit geöffnet. Ich versuche den Helfern Antwort zu klopfen, doch da ist nichts oben, Leere, kein Holz, wie das was der Mann oben eben rief. Es fällt etwas in meine Augen, die immer noch weit geöffnet und nach oben gerichtet sind. Es ist Erde, Erde..., mein Gott, ich bin glücklich, denn ich bin nun endgültig sicher, es ist die blanke Wahrheit, was ich hier erlebe, obwohl es dunkel ist.

„Ted, geh Beeren sammeln, wenn du uns nicht helfen willst“, fährt Charlie Ted an, der während des Aufstiegs seinen Spaten verloren hat und nun eher störend am Rand des Geschehens hin und her läuft.

„Helfen,.. Hilfe“ ist mein Stichwort, ich schreie es heraus mit aller Kraft, die ich habe.

„Da, ich habe etwas gehört“, kontert Ted, „da ruft jemand unter uns!“.
Bill schaut ihn mitleidig an, als wolle er sagen, danke für den Tipp, wir auch.

Ich sehe Licht, ich kann es nicht fassen, es ist nur ein Spalt, aber es ist Licht, aus dem mir immer wieder Staub in die Augen rieselt. Nun kauere ich mich zusammen, und harre der Dinge, die kommen werden. „Ich werde gerettet, man hat mich gefunden, nun ist alle okay“, murmle ich vor mich hin, während mein Körper mit mir schaukelt, wie ein betender Mönch es tun würde, schätze ich.

„Ich sehe Bretter, wir müssen die Ränder freilegen!“, erwähnt sich der selbsternannte Expeditionsleiter Charlie. Das Funkgerät knackt und rauscht, ein verzerrter Bob Miller stellt eine Frage. Alle halten inne, „ Wie sieht´s aus Jungs?“, stolpert aus dem Lautsprecher.

„Wie es aussieht? Holt mich hier raus!!“, antworte ich statt der anderen. Ein Lächeln würge ich mir heraus, denn mein Hals ist immer noch wie zugeschnürt. Aber Glück ist nicht vererbbar und ich hab es allein für mich. Heute.

Kichernd springen Bill und Ted um das etwa 50cm tiefe, bisher gegrabene Loch im Boden.
„Da ist er, wir haben ihn, alle haben es gehört“.
Charlie meldet dienstbeflissen seinem Boss „ Alles klar hier oben, wir haben ihn gefunden, glaube ich, ..vielleicht“, und stößt seinen Spaten in eine Kante des Holzdeckels, der nun als solcher erkennbar ist.
Mit vereinter Kraft fassen sie unter den Deckel und heben ihn stöhnend in die Höhe. Tom´s Hunde fangen wieder an zu kläffen und auf halber Höhe des Öffnungswinkels bricht das Holz durch und der Rest der Abdeckung fällt krachend zurück.

„Was macht ihr da, ich hab genug Erde hier unten um ein Gewächshaus zu eröffnen?!“, ist meine Reaktion auf deren Tun.
„Hey, wer ist denn der, der in der Klemme sitzt?“ höre ich von oben. Mit Gelächter wird diese Aussage bekräftigt, aber ich nehme es den Leuten, die dort oben sind, nicht übel. Ich will nur hier raus, denke ich, es ist das, was ich eigentlich auch sagen wollte, was ich wollte.
Es ist gleißend hell, ein Arm streckt sich zu mir herunter, ich schließe die Augen, versuche ihn zu fassen,  ertaste ein Handgelenk, dafür sind meine Arme wohl lang genug. Kralle mich fest, so fest ich kann. Er zieht mich nach oben, hinein ins Licht, was ich trotz geschlossener Augen durchaus bemerke. Es blendet sogar durch die Lider,
Ein Schmerz schießt durch meine  Körper, es hat mich wohl jemand an den Haaren gepackt, aber egal, ich spüre, wie ich empor gehoben werde und längs auf raschelnden Boden falle, mal von den Schmerzen eines Sturzes abgesehen.
Wieder Gelächter, bellende Hunde, ich wage es nicht, .. zu sehen.
Jemand zieht an meinen Armen, ich höre ein metallisches Klicken und weiß, ich habe eben das Vergnügen gerettet worden zu sein und Handschellen kennen zu lernen. Ein Mann versucht eben mit Worten seine Hunde zu beruhigen, was ihm nur teilweise gelingt, ansonsten klingt es um mich herum, als würde sich halb Amerika auf die Schultern klopfen.
Langsam und vorsichtig öffne ich die Augen, die Helligkeit ist kaum erträglich, aber ich gewöhne mich schnell daran.
Ich werde auf die Beine gestellt, es riecht nach Schweiß und ich blicke in Gesichter, die mich an oder auslachen. Ich weiß nicht, was nun angebracht wäre, lachen, danken oder Angst haben. Die Jungs und der Alte um mich herum sehen nicht besonders gefährlich aus, ich denke, ich nehme es als Erlösung hin. „Wie habt ihr mich gefunden?“, eine wohl eher sehr naive Art, seinen Dank an den Mann zu bringen. Erst jetzt, wo ich im Licht bin und tief atme, frage ich mich, wie ich dort unten meine Lungen füllte, wo es doch nur hier, auf der Erde, soviel gute Luft gibt. Verwirrt bist du, denke ich, hab Geduld, sag ich mir, alles wird schon klar gehen.
Einer der Typen mit einem Pfadfinder-Kostüm schubst mich an die rechte Schulter, er lächelt und zeigt auf die anderen der Reihe nach. „ Das ist Tom, seine Hunde haben dich gefunden, der hier ist Ted und das ist sein Bruder Bill. Ich bin Charlie, der Boss hier, bis auf Sheriff Miller, aber der wartet unten“, versucht er mir zu erklären.
„Wieso hab ich Handschellen an und wo sind wir hier ?“, frage ich. Er ignoriert mich und fingert an seinem Funkgerät herum. Nach einer Weile hat er den Dreh raus, und sagt militärisch eindeutig und triumphierend in das, was er für das Mikrofon hält „Wir haben ihn, Bob“.

Ich sitze im Büro des Sheriffs. Auf einem der beiden Stühle, die seinen pompösen Schreibtisch so vollendet aufwerten. Alles wirkt etwas armselig, nicht einmal vor seinem „Bedientresen“ sehe ich Mobiliar. Dafür ist es schön hell hier drin, nur der Geruch lässt mich wähnen, es ist ein Stall. Nicht irgendein Stall, sondern einer voller gemästeter Kühe, die vor lauter Käuen nicht wissen, was sie mit ihrem Kot anstellen sollen.
Neben dem Funkgerät liegt ein Sandwich ohne alles. Es gibt hier wohl wen, der eher auf Belag steht, als auf ausreichende Ernährung. Wenn ich mir denjenigen betrachte, der sich eben aus einem Hinterzimmer auf mich zu bewegt, stellt sich die Frage, wem es gehört, nicht mehr. Der vollschlanke Typ in Uniform wischt sich den Mundwinkel, scheinbar hat er auch seine Speichelproduktion nicht unter Kontrolle. Die ganze Umgebung ist mir einfach zuwider, als wäre es hier die Kloake dessen, was ich nie mochte. Wer steht schon auf Stuhl, aber ich glaube, ich übertreibe wieder etwas.
„Mein Name ist Miller, ich bin hier der Sheriff“, meldet sich der uniformierte zu Wort.
Er schleppt einen Aktenordner mit sich, ich schätze, es sind mindestens 2 Seiten in dem Einband und ich weiß, jenes wiegt sicher Tonnen. Wieder streicht der umhüllende Stoff seines linken Armes über seinen Mund, als würde er dort das entfernen wollen, was mir meine Nase sagen wollte, seitdem ich hier sitze.
„Mr. Miller“, beginne ich meinen ersten Satz, „Sheriff“, füge ich hinzu, weil ich seinen missmutigen Blick bemerke, „ wie kann ich ihnen für meine Rettung danken?“, frage ich rein rhetorisch. „Geben sie mir ´nen Bier aus“, meint er nur und setzt sich zu mir auf den noch übrigen Stuhl, obwohl es ihm offensichtlich schwer fällt, sich entsprechend zu positionieren.
Am Fenster sehe ich die Männer, die mich aus meinem Loch befreiten. Sie pressen äußerst unauffällig ihre Nasen an das Glas, um einen Blick dessen zu erhaschen, was sich im Tempel des Bosses tut.
„Ich habe ihre Fingerabdrücke von vorhin mal durch den Computer geschickt“, bemerkt Miller wichtig, „Meine Mitarbeiter waren wohl etwas zu grob zu ihnen, aber sie wissen es ja nicht besser! Wir suchten eigentlich nach einem entflohenen Sträfling, der sich hier verstecken soll, aber ich kann sie beruhigen, sie sind es nicht“. Kurz muss ich nachdenken, denn der Sinn dieser Erklärung ist mir sinnlich weiter entfernt als der Hauptstern des Sirius. Ahh, ich bin es nicht, was immer das bedeuten möge. Zumindest ist damit mein Image als Sträfling hier im Papierkorb gelandet. Erstaunlich, denn bisher kam ich mir hier als das Opfer vor, aber so kann man sich täuschen, wenn man nicht einmal selber weiß, wer man ist.
Unvermittelt verspüre ich den Drang, in meine Taschen zu fassen, aber es ist okay, wenn ich es verdränge, denn der vor mir wird nicht interessanter durch eine solche Geste.
„Also, Mr. Malone, es tut mir wirklich leid, dass meine Leute nicht standesgemäß mit ihnen umgegangen sind, aber es wurde uns eben ein Krimineller gemeldet“. „Malone?“, spreche ich ihm nach, „Woher haben sie ihre Weisheiten, was meinen Namen betrifft?“, frage ich zurück.
Ich hielt die Idee, mit dem ins Blaue fragen für einen genialen Schachzug, wobei ich vor Erregung mehr erschauere , als ich ihm zu zeigen gewillt bin. Ich heiße also Malone, klingt gut. ´Toni´, schießt mir durchs Hirn, diesen Vornamen kenne ich gut. Toni Malone. Ich bin Toni Malone, das ist sicher, ja, ich weiß es wieder. ......... So ungern ich es zugebe, aber dieser Mann hat mir eben meinen Namen zurückgegeben!
Malone, das „A“ wird als A gesprochen, das „E“ am Ende langgezogen, also ähnlich wie Melone, irgendwie italienisch... ´Malone´. Es ist ein Glücksgefühl, welches sich niemand vorstellen kann, der niemals seinen Namen verloren hatte und damit seine Identität. „Es gibt eine Vermisstenanzeige über sie“, fährt der Sheriff fort, „und...., eine Belohnung ist auch ausgesetzt“. „Eine Belohnung?“, wundere ich mich, , „ Ja, ich sagte ja, eine  Bezahlung dafür, dass ich sie finde, äh, dass sie jemand findet“. „Wer hat die Anzeige aufgegeben?“, frage ich, um mich an mehr zu erinnern, als ich schon weiß. Denn das ist nichts, bis auf meinen Namen, was schon prima ist.
„In meinen Unterlagen steht, dass ein anonymer Unbekannter 50 000 Dollar auf die Preisgabe ihres momentanen Aufenthaltsortes ausgesetzt hat“, setzt der gute Miller auf seine wiederholt zur Schau gestellte Wichtigkeit in Worte.
„Das hört sich für mich eher nach einer Fahndung als, als ein Hilferuf an unsere Gesetzeshüter!“, entgegne ich ohne großes Nachdenken. Erst einige Sekunden später wird mir klar, was ich da eben unterstellt habe. „ So könnte man es auch sehen, jedoch ist das nicht mehr wichtig. Ich habe sie gefunden und somit steht mir auch diese Belohnung zu“, würgt er meinen Gesten die Luft ab, mit denen ich versuche meine Bemerkung zu unterstreichen.
Die Sache wird mir jetzt doch unheimlich, da ich mir noch immer keinen Reim darauf machen kann, wer wohl derart teuer an meinem Befinden interessiert sein könnte.
Schlagartig fällt mir mein Traum, oder die Vision von der Halle und einem gewissen Carlo ein, der ein eher unrühmliches Ende durch Insektenstiche gefunden haben müsste. „Könnte das irgendetwas damit zu tun haben?“, denke ich bei mir.
„Ich würde es begrüßen, eh sie weitergeben, wo und wie sie mich fanden, eher die Frage zu klären, wie es möglich ist, dass ich überhaupt dort sein konnte!“, versuche ich dieses Bild wegzuwischen.
Leider lassen mich der Sheriff und seine immer noch permanent durchs Fenster glotzenden Helfer mit dieser für mich doch wichtigen Frage im Raum sitzen.
„Hier muss doch irgendwo noch eine Telefonnummer zu finden sein?“, murmelt er stattdessen vor sich hin und verschwindet im Hinterzimmer. „Bringen sie mir auch einen Drink mit“, rufe ich hinterher, denn ich bin 100% sicher, er wird sich erst mal einen genehmigen auf seinen so unerwartet erworbenen neuen Reichtum.
Nun habe ich Zeit, mich mit der mir selbst gestellten Frage zu beschäftigen. Wie bin ich eigentlich dorthin gekommen?
Soweit ich diesen Ort in Erinnerung habe, wirkt er nicht besonders gut zugänglich und ich kann mir nicht vorstellen, das mich jemand diesen äußerst schwierigen Weg hinaufgeschleppt hat, um mich dann auch noch zu verbuddeln.
Dann diese Belohnung, erst verstecken und dann suchen? Und das wichtigste, WARUM?
Es ist sehr schlau von mir, mich mit Fragen zu überschütten, noch eh auch nur ein Ansatz eines möglichen, wenn auch noch so unwahrscheinlichen Lösungsweges zu finden ist.
Meine noch immer währende Amnesie ist mir in dieser Situation sehr hilfreich, kommt mir belustigt in den Sinn. Ich hätte Komiker werden sollen, doch halt, eventuell bin ich ja einer.
Nein, ..nein, verwerfe ich diese Idee, die enden sicher nicht in einem Erdloch, sondern eher als vergessene Greise beim Suff im Altersheim.
Ich lehne mich in den Stuhl zurück und verschränke die Hände vorm Bauch, als ob ich das schon immer so getan habe, wenn ich nachdenken wollte.
Es blitzen plötzlich Bilder vor meinem inneren Auge auf, ein Fußabdruck, eine gutgekleidete Familie beim Mittagessen, dichter Wald und der Kapitän in schwarz-weiß aus meiner Vision.
Ich schrecke auf, wie aus einem Traum, was war das eben, was wollte wir dieses blitzende Bilderalbum mitteilen? Eines ist sicher, ich habe ein mulmiges Gefühl im Magen und mein Geist kombiniert unbeeinflusst: „Ich sollte mich besser nicht finden lassen“.
Bin ich also ein schlechter Mensch, vielleicht sogar ein Mörder oder anderer verwerflicher Dinge schuldig?
Ich wurde zum Sterben ausgesetzt, sicher dachte keiner, der mich dort versteckte, daran, dass ich diese Geschichte überlebe. Also gab es Hass, Rivalität oder ein Verbrechen, welches gesühnt werden sollte. Alles in allem bringen mich diese Erkenntnisse nicht zur Ruhe, ganz im Gegenteil, so langsam ergreift Panik von mir Besitz.
Was wäre, wenn diese Belohnung nur eine Versicherung dafür ist, falls ich der Dunkelheit doch entkommen bin, mich wiederholt aufzufinden?
Der Kloß in meiner Kehle verdickt sich auf Fussballgröße und ich beginne hektisch um mich zu schauen, einen Ausweg suchend aus dieser Falle, die ich jetzt erkenne.
Mein Herz klopft schneller und schneller, ich muss hier raus! Wieder Bilder die ich sehe, in hektischer Folge, kaum dass man eines wirklich erkennen könnte. Dämonen und Sturm, zusammenstürzende Gebäude, Totenschädel und eine sich drehende Welt, glaube ich zu identifizieren. Druck in den Ohren und ein unwirklicher Schwindel ergreifen von meinem Körper Besitz. Ein stechender Kopfschmerz überfällt mich und ich stürze ungeheuer hart vom Stuhl. Bevor mich die Bewusstlosigkeit ins Dunkel zurückholt, spüre ich einen weiteren Schmerz an der Hüfte, als sei ich auf einen spitzen Stein gefallen.
 


Ich höre leise murmelnde Stimmen, ich verstehe nicht was sie sagen, ein rhythmisches Piepen, etwas klebt auf meiner Brust. Dann öffne ich die Augen, zu sehen, was ich höre. Es wird Licht, weißes Licht, alles hier ist weiß. Ich bin scheinbar in einem Krankenhaus und das Schlimmste, unter der Decke, die mich verhüllt bin ich nackt.
Das Piepen rührt von einem EKG-Gerät, da brauche ich nicht länger zu überlegen, was mir auf dem Körper klebt. Die passenden Elektroden dazu.
Der Sheriff und eine Krankenschwester sind wohl für das Murmeln zuständig gewesen, denn dies sind die einzigen Menschen, die in diesem Zimmer präsent sind.
„Er ist wach“, flüstert die Schwester dem Polizisten ins Ohr, welcher sich zu mir wendet und sagt, „Sie sind auf meiner Wache einfach umgekippt, was machen sie denn nur, Mann!?“.
„Oh Gott, das ist wirklich der beste Spruch und der einzige Mensch, den ich mir vorstellen könnte, wenn man im Spital erwacht“, taut auch mein Galgenhumor langsam auf.
Ich schließe die Augen wieder und dämmere hinfort in einen erneuten Traum.
Eine gepflegte Farm, ein großes Haus aus Holz mit Erkern und einer riesigen Terrasse. Eine richtige Südstaatenvilla. Rot und weiß bemalt. Als ob ich als Geist über dem Land schweben würde, so fühle ich mich und doch spüre ich den Hauch des warmen Sommerwindes, alles ringsumher blüht und grünt und es riecht nach guter Luft, gesunder Luft.
Ein Hund, ein Labrador, läuft auf mich zu und bellt freudig. „Komm her, Sam“, höre ich mich rufen, obwohl sich meine Lippen nicht bewegen. Er wirft sich kurz vor mir auf den Boden und versteckt seine Schnauze unter seinen Vorderläufen, als wolle er mir sagen, such mich doch. Der gute alte Sam, er ist wie immer gutgelaunt. Als ob ich von Blitzen nicht genug hätte, durchfährt es mich abermals. Das ist mein Hund und mein Haus, eine Glückseligkeit macht sich in meiner Brust breit, ich bin zu Hause und alles ist wunderschön. Mein Blick wandert über die Umgebung aber fixiert sich immer wieder auf das Haus. Über der Terrasse ist am Vordach mit 2 Windspielen ein Schild rechts und links befestigt, welches ganz leicht in der Luftbewegung schaukelt. ``T.Malone  Ascet Corp.´´ ist dort kunstvoll in das Holz eingebrannt.
Das ist mein Name und diesen Firmennamen hab ich auch schon einmal gelesen. Nur wo, wann und was er bedeutet, sind Dinge, die mir im Moment noch unklar sind.
Mein Blick wird gezogen nach oben, noch höher, bis an das oberste Dachfenster. Eine der 4 Fensterscheiben in dem gekreuzten Rahmen ist zersprungen und mein Blick schwebt in den Raum dahinter. „Das geht, denn es ist ja ein Traum“, schmunzle ich mir zu.
Ein normaler Dachboden tut sich auf, leicht verstaubt, aber okay, da kommt man eben selten hin. Etwas Gerümpel sehe ich, Dinge von denen man sich ungern trennt, die man aber nie wieder gebrauchen kann. Wer kennt das nicht.
Im Gebälk an der Stirnseite, ganz oben im Winkel der Tragbalken ist ein von Spinnweben eingehülltes, verlassenes Hornissennest zu sehen.
Ich höre Sam bellen, als wollte er mich vor etwas warnen, dann verschwinden alle Bilder auf einen Schlag und ein kurzer, stechender Schmerz in der Hüfte lässt mich erwachen.
Ich öffne die Augen, doch ich sehe nichts, es ist dunkel. Na toll, schon wieder einmal. Jetzt, da ich die verschiedenen Arten der Dunkelheit erfahren habe, kommt mir dieses Schwarz weniger aggressiv und angsteinflößend vor. Ich betaste meinen Körper und bemerke freudig, ich bin wieder bekleidet und alles andere scheint auch an seinem Platz zu sein.
Erfreut und doch nicht unerheblich verwirrt setze ich mich auf. Was ist denn nun schon wieder passiert? Alles ist verschwunden, sogar der leidige Sheriff aus Rushtown. Doch nicht nur er. Auch Carlo, der Mann mit dem Fisch, Bill und Ted, die mich aus dem Loch gruben, die alternde Krankenschwester aus dem gleißend hellen Raum, meine Farm und mein Hund Sam. „Toni“, sag ich zu mir wie beiläufig, „Toni, du sitzt mal wieder in der Sch...!“.
Alles bisher war doch so real, so eindeutig. Nagut, bis auf den Flug durch den Dachboden, aber das fällt nicht ins Gewicht.
Bin ich eventuell schizophren, oder ist das der Tod? Stromausfall nach durchzechter Nacht, wo doch jeden Augenblick der Fernseher angehen könnte oder ein Zug, der in unmittelbarer Nähe durch meine Ohren zu fahren scheint, würden mir die Wahrhaftigkeit doch endlich bestätigen, obwohl meine bisherigen Erfahrungen mit dem, was ich für wahr halte, doch eher an meinem Verstand zweifeln lassen. Ich habe jetzt endlich genug von diesem Kram!
Jetzt will ich schnellstens erforschen, wo ich bin, möglichstes versuchen, diesem Wo zu entrinnen, eh ich alles andere zu ergründen hoffe, was mir sonst noch so fehlt.
Auf allen vieren krieche ich umher, sehr kurios anzusehen, glaube ich, aber zum spannen ist es zu dunkel hier. Es fühlt sich an wie der Boden beim ersten Mal, grobes Pflaster mit breiten Fugen, kalt und glitschig. Bumm, dröhnt es in meinem Kopf, ich bin irgendwo dagegen gekrochen und das war nichts aus weichem Material. Eine Wand ! „Das hatte ich bisher noch nicht“ denke ich und bin erfreut ob dieser erneuten Wendung. Damit wäre auch die Sache mit oben und unten geklärt, denn soweit ich mich erinnere, haben Wände die Angewohnheit in die Höhe zu wachsen. Ich taste mich an derselben nach oben, bis ich aufrecht stehen kann, ohne irgendwo angestoßen zu sein. Leider hat dieses einen Nachteil, denn mit ausgestreckten Armen immer noch kein Ende in der Höhe zu fühlen, schränkt meinen Bewegungsbereich doch sehr ein. Ich laufe ein paar Schritte in die abgewandte Richtung des Mauerwerks und wieder  „Bumm“, habe ich mich geirrt. Da es der Gesundheit nicht förderlich ist, mit dem Kopf ständig gegen etwas zu stoßen, beschließe ich, doch wieder die Arme und Hände zu nutzen, um derlei unschöne Zusammenstöße zu vermeiden.
Aber, eines habe ich erkannt, auch in der Richtung, in welcher ich immer die Sonne vermutete, ist es fühlbar , meinen Sinnen nicht unerreichbar, was mir allerdings auch mein Haupt mit süßem Dröhnen erklären hätte können.
Wie beim Blinde Kuh-Spiel bewege ich mich weiter, die Arme weit gespreizt, den Kopf leicht eingezogen, ich trete auf etwas weiches, quietschendes, aber egal, ich muss weiter.
„Bumm“, mein rechter Fuß hat die andere Seite entdeckt. Ein dumpfer Schmerz in Höhe des unteren Schienbeins bringt mich, aufgrund der anderen erfahrenen Schmerzen bisher, eher zum lachen. Sehr lustig finde ich auch den nachfolgenden Sturz, der resultierend aus dem plötzlichen Stop meines rechten Beines, verstärkt durch die Unsichtbarkeit meiner Umgebung, dazu führt, dass,... halt mal, ich liege nicht auf dem Boden! Das hatte ich eigentlich erwartet, aber es fühlt sich eher wie eine Treppe an, die versucht meinen Körper an ihre Umrisse anzupassen. Mittlerweile haben auch meine Hände erkannt, dass es hier bergauf geht. Mein armer Kopf hat eben auch beschlossen, etwas zu bemerken, nämlich mal wieder ein Dröhnen und Brummen im hinteren Bereich. Moment mal, ich bin doch vorn angestoßen, oder?! So mittlerweile wundere ich mich über gar nichts mehr, ist auch kein Wunder, bei diesem ganzen Durcheinander der Gefühle, Träume und Schmerzen. Nicht zu vergessen der vielen Fragen, die wie konstruiert wirken könnten, wäre alles klar, wie es jedem anderen Menschen wohl gehen würde, wenn seine Umwelt normal wäre, wie er sie seit Jahren kennt.
Umwelt.., welch Stichwort, wo es eine Treppe gibt, gibt es auch ein Ende derselben, damit ein Ziel zu welchem sie erbaut wurde.
Ich krieche hinauf und nach einigen wenigen Metern, wie zu erwarten, stoße ich abermals an ein Hindernis. Haha, das hab ich geahnt und es tat gar nicht weh, sogar ich lerne hinzu! Ein alberner Gedanke, aber so voller Wahrheit, das man das Gruseln kriegen könnte.
Ich schaue auf und abermals kommt mir etwas bekannt vor. Feinste Spalten lassen Licht hindurch, dies muss eine hölzerne Tür oder etwas derartiges sein. So war es, als mich des Sheriffs Schergen aus der Indianer-Ruine buddelten. Und es bellt, die Tür bellt, ebenfalls wie damals. Oh Gott, ich rede von Visionen wie von Erinnerungen, etwas hat doch vorhin geschadet.
Mit aller Kraft stemme ich mich nach oben, will sie zerbrechen, diese Tür, die mich vom Licht und Leben trennt. Es gelingt mir nicht, sie zu öffnen. Aber ich werde sie nicht öffnen, ich werde sie zerbrechen, ja..., zerbrechen, ich will das dies alles endlich vorbei ist!
Immer wieder presse ich mich gegen das Hindernis, es knackt, es knarrt, es bewegt sich,.. ich kann es schaffen!
Das Knacken und Knarren ist vorbei, dafür kracht es fürchterlich und zwei Flügel aus Holz werden mit voller Wucht zur Seite geschleudert. „Du hast es geschafft“, sagt mir die Sonne, die von einigen Blättern grünender Bäume abgeschwächt, durch die sie scheint, mir mitten ins Gesicht.
Ich stolpere ins Freie und falle durch die Wucht, mit der ich die nachgebende Tür aufbrach, elegant auf eine ungemähte Wiese. Bei meinem Glück natürlich mit dem Gesicht voran.
Mein Ohr ist nass, so richtig eklig nass, ich spüre warme Luft in der Umgebung desselben.
Ich stemme mich von Boden auf, ein sehr wackliger Liegestütz, und schaue in die Richtung des warmen Gebläses. Erschrocken lass ich mich wieder fallen. Die bellende Tür, es ist Sam!
Warum soll ich erzählen, was ich sehe, wenn ich mich nun aufrichte und umdrehe?
Weil es sogar mir klar ist, was ich sehen werde, sofern es nicht wieder einmal ein Hirngespinst sein sollte, aber wer kann da schon sicher sein. Allein dieser Gedanke macht mir Angst, obwohl ich mich absolut toll fühlen sollte, wenn ich an die vergangenen Dinge zurückdenke.
Jedoch stehe ich auf und drehe mich um, ...und?
Es ist ein großes Haus, mit riesiger Terrasse, rot und weiß angestrichen und ein Schild.
Was war das noch in meinen Träumen? Ich blicke nach oben und suche nach dem Fenster, ja.. nach jenem, wo eine der Scheiben zerbrochen ist.
Und ich werde fündig! Ganz das Oberste ist es, man erkennt es, weil sich dort die Sonne nicht spiegelt, in den anderen drei aber sehr wohl. Sie kann also nur zerstört sein. Ich muss dort hinauf, um zu sehen, ob alles so ist, wie ich es in der Vision sah. Was mir das bringen soll, weiß ich nicht, aber noch immer ist alles, was ich an Erinnerungen habe, nur das, was ich in undeutbaren Bildern sah. Das mir eventuell das Haus selber Anhaltspunkte geben könnte, wenn ich es eingehend durchsuche, ist mir klar, jedoch wirkt der Dachboden auf mich besonders anziehend. Das würde sicher jedem so gehen, der zuallererst erfahren will, was er so die letzten Jahre getrieben hat, also würde man doch zuerst den Dachboden aufsuchen.
Während mir das alles durch den Kopf geht habe ich schon die Eingangstür durchschritten und wie nach einer Sauftour mit Tunnelblick stürze ich durch einen großen Raum an dessen Ende vor einem riesigen Fenster eine nach rechts gedrehte Treppe auf mich wartet. Eher bedächtig jetzt nehme ich Stufe um Stufe, den Blick starr auf dieselben gerichtet, bis ebenes Parkett dem Aufstieg ein Ende macht. Ich brauche mich nicht umzusehen, ich weiß wohin ich mich wenden muss um die Leiter zu finden, die mich die restlichen Meter zu Bodenklappe überwinden lassen wird. Und Wunder über Wunder, eine lederne Schlaufe an der Decke lockt mich dazu, sie als Griff zu benutzen und die Leiter zu mir herunterzuziehen. Ich muss etwa vierzig Zentimeter springen, um sie überhaupt erst erreichen zu können und wie es das Schicksal will gelingt mir dies erst nach dem dritten Versuch. Das Parkett hat es mir scheinbar nicht übelgenommen, es derart zu traktieren und nun bin ich froh über den Staub, der langsam, samt geklappter Leiter, sich in Richtung Erdmittelpunkt bewegt. Es war ja nicht zu erwarten, das sich dieser direkt unter mir befindet. Ich muss mir die Augen reiben, während sich wie durch Geisterhand die Leiter einmal entfaltet und mit einem sanften Stups seiner Standbeine eine Einheit mit dem Fußboden zu bilden scheint.
Hinauf geht es nun. Nachdem sich mein Kopf auf  Höhe der Öffnung zum Dachboden befindet, schaue ich mich das erste Mal bewusst um. Entgegen meiner Erwartung, riecht es weder muffig noch nach Tierausscheidungen. Vielleicht liegt das ja nur an der zerbrochenen Scheibe, die ich eben ins Visier genommen habe, um mich zu vergewissern, dass ich hier an der richtigen Stelle bin. Mein restlicher Körper ist nun auch auf dem Weg hinauf. Ich kann nicht aufrecht stehen, dafür ist selbst am höchsten Punkt nicht genug Platz. In der Hocke bleibend betrachte ich ein altes Schaukelpferd, einige kitschige Gemälde, ungenügend abgehangen und mit einer hauchdünnen Schicht von Spinnweben überzogen. Unter dem Fenster eine mit wenigen Schnitzereien bedachte, ansonsten schmucklose Schatulle, etwa in der Größe einer Waschpulverpackung. Ich blicke durch das Fenster auf Bäume, die sich im Wind wiegen, Sam ist sicher wieder irgendetwas am vergraben, da erinnere ich mich wieder an meinen Flug durch die Scheibe.
Ich drehe mich um und gehe in gebückter Haltung in die, von meinem Schatten verdunkelte Ecke, in der ich etwas vermute, was ich im Traum sah. Tatsache ist, das Spinnennetz ist da, fehlt nur noch jenes Gebilde dahinter. Ich streife die Weben beiseite, mittlerweile haben sich auch meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt und ..... es ist tatsächlich hier.
Ein bauchiges, mit Beulen übersätes, aus Lehm gefertigtes Hornissennest. Und es ist verlassen, wie in der Vision und außerdem auch hier im richtigen Leben durchaus erfreulich für meine Gesundheit.
Ich setze mich nieder und blicke nun zu diesem Bauwerk eines vergangenen Insektenvolkes auf und sinniere, wobei ich es fortwährend mustere. Ich fühle mich absolut ruhig, hat mir doch diese Begegnung bewiesen, das ich nicht durchgedreht bin und war.
Was diese Träume auch immer ausgelöst hat, was immer sie bedeuten mögen, ich bin nicht durchgeknallt. Dieser Gedanke ist derart beruhigend, gar wärmend für mein Ego, erläuternd und doch Fragen aufwerfend. Aber ich bin nicht verrückt! Gott, tut das gut, ich hatte schon selbst an mir gezweifelt.
Nun wollen wir doch mal sehen, ob ich mehr herausfinden kann. Im Augenblick wird die Schatulle für mich interessant, denn dem Nest kann ich nach gründlicher Betrachtung nichts besonderes mehr abgewinnen. Ich krieche zum Fenster zurück, dort wo ich sie vorhin sah. Keine Sorge, denke ich mir,  kann nichts passieren, ich bin doch ganz normal. Selbstverständlich ist sie noch hier und ich lache mich selbst aus, allein einen Gedanken gehabt zu haben, der etwas irreales hätte zulassen können.
Mumpitz,.. jetzt wollen wir doch mal sehen, was da drin ist.
Jeder, der jetzt ein Knarren erwartet, oder nach dem Öffnen die Schachtel gefüllt mit ekligem Getier zu sehen wünscht, ... sorry, dann geht in Indiana Jones. Das Tolle ist, ich krieg das Ding gar nicht erst auf. Der Deckel ist scheinbar kein Deckel. Damit wäre logischerweise der Boden kein Boden! Oder die Kiste steht auf dem Kopf. Also dreh ich das hölzerne Verwirrspiel einfach mal um. Obwohl ich dabei ein Klappern oder Rascheln erwartet hatte, was auf einen Inhalt schließen lassen könnte, höre ich gar nichts. Bis auf das Poltern im Augenblick, denn ich habe die Schatulle beim Wenden fallen gelassen. Dabei ist an einer der Stirnseiten so etwas wie eine Schublade einige Millimeter herausgerutscht. Sehr eigenartig, eine Kiste um eine Schublade zu schreinern. „Wäre ein Deckel nicht sinnvoller und praktischer gewesen?“, denke ich mal wieder so vor mich hin. Erst jetzt bemerke ich auch an eben dieser Schublade einen kleinen Knopf, so dass man an ihm den Rest des raffinierten Knobelkastens mühelos herausziehen kann. Und wäre das nicht alles schon sauer verdient, es ist außerdem nichts drin. Gar nichts, um nicht zu sagen, überhaupt nichts! Ärgerlich lasse ich ab und setze mich dumpf auf den Allerwertesten. Fallen gelassen würde es auch beschreiben.
Wieder wandert unwillkürlich mein Blick in Richtung Balken der gegenüberliegenden Seite des Dachbodens vom Fenster. Warum eigentlich, frage ich mich, war mein Geisterflug eigentlich so fixiert auf dieses Nest? Da fällt mir auch das andere Hornissennest in dem Schuppen am Meer ein, jenes, wo Carlo Bekanntschaft mit einem, allerdings gut gefüllten dieser Art machte.
Da muss also doch irgendwas dran sein und wenn nicht, finde ich das auch raus. Voller Energie rücke ich auf  den Gegenstand meiner neu entstandenen Begierde zu, wenn auch nicht in siegreicher Pose, eher auf Knien und verunsichert, wie es wohl der deutschen Wehrmacht damals auch gegangen sein muss. Aber das nur am Rande, am Rande des Dachstuhls, an den sich das Lehmgebilde schmiegte. Da ich das Spinngewebe vorhin schon entfernte, bleibt mir dieser eher eklige Part erspart und ich bin wieder einmal dort, wo mich auch meine Visionen schon stehen ließen, ratlos vor etwas, was mir seinen Sinn vorenthielt.
Irgendetwas riet mir, es zu zerstören, das Innere nach außen zu kehren, nur um sicher zu sein, ich hätte alles versucht und um dann zu verschwinden. Es ist ekelig und frevlerisch, sagt mir ein Finger, der wie einige andere seines Standes augenblicklich dabei ist, in an einem Balken geklebte Erde herumzubohren. Ich mag diesen Gedanken nicht, wie es mich gruselt, eventuell auch noch in Kadavern oder Exkrementen zu wühlen, die das verschwundene Volk der Insekten zurückließ.
Ich spüre, nach einigen Sekunden intensiver Grabarbeit, das Holz des Trägers, der wohl als primäres Haftorgan des Nestes gehalten wurde, an meinen Nägeln und arbeite mich mit steigendem Enthusiasmus nach oben, dorthin, wo die Hornissen den bauchigsten Teil ihres Bauwerkes für notwendig hielten. Hier ist ja doch nichts, hoffe ich als Antrieb meines zerstörerischen Tuns.
 


Meine Hand befindet sich etwa bis zum Gelenk in diesem Haufen getrockneten Matsches und ich erschaure und stoppe alle Aktivitäten, die bis dahin fast belustigend für mich waren.
Hier, im Winkel der Stützstreben, die schräg vom senkrechten Balken nach oben und nach beiden Seiten verlaufen, spüre ich etwas glattes und kühles. Etwas besonders glattes und besonders kühles! Soll ich meine Hand zurückziehend schützen, was immer das sein sollte?
Und doch, trotz dessen, was ich nun überwunden hatte, ziehe ich mich diskret und bedauernd aus dem Lehmklumpen zurück. Ja, ich ziehe meine Hand heraus, um sie kurz zu betrachten, so schmutzig und unrein, sinnlos und Abscheu heuchelnd,... um mit der anderen und all meiner Wut auf meine Dummheit und Beeinflussbarkeit, sowie der Neugier alles mit einem Schlag zu zerschmettern. Ein wuchtiger Schlag trifft, von flacher Hand ausgeführt, alles, was ich eben so sorgfältig durchsuchte. Es spritzt förmlich auseinander, prallt am schrägen Dach ab und fällt formlos zu Boden. Dem Dachboden, der mich durch meinen Traum dazu verführte!
Doch was ist das?
Ein Licht, gebrochenes Licht aus dem Fenster hinter mir, eine etwas schemenhafte und doch gleißend konturierte Wahrheit.  Ein Etwas, ein sich nicht zu erkennen geben wollendes Etwas.
Ich bin geblendet, doch nicht wegen der göttlichen Erscheinung, sondern eher dank des unerwarteten Lichts, das durch Spiegelung des Sonnenlichtes aus dem zerbrochen Fensters durch dieses Objekt auf mich wirkte.
Was ist das? Eine Frage stellt sich, jetzt, wo das Licht meine Augen wieder an ihre Besonderheit, sich daran anzupassen, erinnert. Ein grausiges Bild, welches sich mir bietet, grausig nur, weil es mich erschreckt hat, ohne wirklich so zu sein. Oder doch nicht?
Ein Schädel, ein gläserner Schädel steht im Winkel der Balken des Daches, dort wo ihn noch eben ein Hornissennest vor den Augen aller Menschen schützte. Er bricht das Licht, in den Augenblicken, in denen mein Körper zittert, dunkel und hell, weit oder nah, er verändert sich, seine Formen verschwimmen um sich wieder zu manifestieren. Ein grandioses Schauspiel, ein schreckliches Spiel mit meinen Gefühlen, die sich zwischen Angst und Bewunderung nicht entscheiden können. Gut und Böse, ja....., Gut oder Böse, But und Göse...gös und bute....bute.
Ich breche zusammen. Dunkelheit. Wieder Dunkelheit!

Nach unendlicher Zeit wache ich auf, aber diesmal weiß ich noch, was geschah. Wie ein Triumph kommt es mir vor, genau zu wissen, ..ach nein, was denn zu wissen? Außer dem, was eben geschah ist mir doch noch immer vieles unbekannt, oder ich nenn es lieber, unbewusst.
Okay, wir haben hier einen gläsernen Schädel, der in einem Hornissennest versteckt war. Okay, ich hatte einen kurzen Blackout, aber nicht so schlimm, ich bin es ja gewöhnt.
Okay, der Dachboden hier ist nicht mein bevorzugter Lebensraum, aber anheimelnd.
Okay, die Schatulle war ja auch leer, ... wie mein Hirn, welches angeblich Erinnerungen speichert.
Okay, ....halt, nicht okay, was hat mich denn hier umgeschmissen? So langsam kommt es mir, es muss ja mit diesem Kopf aus Glas, oder was immer dieses Material sein sollte, zu tun haben. Doch was waren diese Blackouts eigentlich wirklich? Hier hab ich einen mystischen Schädel, doch was war bisher, was hat das erzeugt? Warte mal, denk ich logisch, du hast etwas in der Tasche! Wann immer ich es berührte, gab es solche, nennen wir es mal, Anomalien.
War ich es also, der damals Carlo den Insekten auslieferte, der Miller verschwinden ließ, der im Indianertempel die Hunde anlockte? Hab ich selbst meinen Flug über die Farm und das Auffinden meines Ichs hier auf dem Dachboden durch eine bloße Berührung eines Gegenstandes in meiner Tasche verursacht?
Mit zittriger Hand tauche ich in meine rechte Tasche, suche und finde,.. einen Knopf.
Das war es nicht, was ich suchte. Ich erinnere mich, schon einmal gesucht zu haben, ich erinnere mich, eine Naht der Innentasche ihres haltendenden Fadens beraubt erfühlt zu haben.
Also suche ich nach diesem Makel und finde ein schnödes Loch. Mein Arm, von den Fingern der Hand geführt, gleitet hinab in den Dschungel eines Mantelfutters. Sicher, es wird etwas eng, aber meine Fingerspitzen fühlen es, .. ES, was ich immer fühlte, ohne das ich wusste, es zu besitzen. Scharfe Kanten, spitze Ecken und weiches Rund, das fühle ich, hier auf dem Boden meines Hauses, nachdem ich ein Hornissennest des Feldes verwiesen habe, als ich durchsichtige Schädel fand und leere Schatullen zu öffnen versuchte.
Ich atme aus, tief und wohlig, als sei es der Sinn meines Lebens, hier zu sitzen und in meinem Mantel herumzufingern um ES zu finden. Ein Stückchen Glas, facettiert, wie geschliffen, jedoch grob und kantig an den äußeren Enden. ES war eher rund, gleichmäßig gewölbt auf der Oberfläche, als wäre es ein Stück eines Ganzen und gegen das Licht betrachtet, verbreitet es ein rötliches Licht, einen Teil der Sonne. Diesmal bewirkt es wohl nichts, wenn ich es berühre, mal davon abgesehen, das der Schädel im Gebälk ebenfalls rötlich scheint und die Schatulle im Schatten, unter dem Fenster, eine neue Schnitzerei aus Geisterhand erfährt.
Ich kann ganz deutlich sehen, wie sich Ornamente bilden, geradeso, als würde ein Messer die noch freie Oberfläche bearbeiten um sie weiter zu schmücken. Es ist faszinierend und beängstigend, zu sehen, was nicht wirklich wahr sein kann. Ein Buchstabe entsteht, reich verziert, verschnörkelt und doch lesbar. Ein A, ein großes A!
Ich wische mir die Augen, betone für mich selbst, das kann ja wohl nicht sein, ich sehe Dinge, die nicht geschehen können und wünsche mir meine Dunkelheit zurück, die ich so hasste.
Und doch ist es passiert, das große A ist eine Tatsache, genau wie es wahr ist, dass sich die noch immer durch den Sturz und meine Hand geöffnete Schublade zu schließen im Begriff ist.
Mit dem Stückchen Glas aus meinem Mantel steche ich in den gerade noch erreichbaren, letzten Spalt, den die Lade unabsichtlich offen ließ, und hebele sie wieder auf. Millimeter um Millimeter, Stück um Stück gelingt es mir, sie wieder herauszukämpfen.
Sie war leer, das würde ich beschwören, doch nun liegt ein Fetzen Pergament darinnen. Bemalt mit einem Buchstaben, ebenfalls einem stilisierten, großen A. Noch ein Rätsel, eines, welches ich ablehne, denn Zauberei oder mystisches, welches nicht erklärbar ist, gibt es nicht.
Sicher mag es jetzt einigen verbohrt und weltfremd erscheinen, aber das sind meine Gedanken, die mir während dieser Geschehnisse doch immer wieder das wahre, wissenschaftlich beweisbare Leben in fassbare Erinnerung rufen.
Um allen anderen, besonders natürlich mir selbst, zu beweisen, dass dies alles Firlefanz und kleingeistiger Unsinn ist, stehe ich bestimmt und kraftvoll auf, so hoch es hier eben möglich ist, und befehle meinen Händen ungeniert und furchtlos den gläsernen Schädel aus seinem bisherigen Lagerort an mich zu nehmen. Wider Erwarten bricht nicht die Hölle los oder mich beliebäugelt eine unmittelbar zustoßen wollende Ohnmacht. Nein,... gar nichts passiert. Ich hab es doch gesagt, es gibt nichts besonderes an diesen Dingen, die so mystisch erscheinen und doch reale, erklärbare Einfachheiten der Physik sind. Mal von der Sache mit der Schatulle abgesehen. Aber eine, durch Feuchtigkeit hervorgerufene, eventuell durch die plötzliche Sonneneinstrahlung verstärkte Reaktion des Holzes..., erklärt natürlich gar nichts.
Ich halte ihn nun in Händen, diese Rekonstruktion, wobei ich sagen muss, sehr gut gemachte Rekonstruktion eines menschlichen Hauptes, nur eben aus einem Material, welches eher nicht auf einem Hals zu wachsen in der Lage ist. Es sieht aus wie Glas, fühlt sich an wie Glas.
Ich stoße achtlos mit dem Fuß das Kästchen beiseite, während sich die Schublade nun endgültig schließt und alles damit verbundenem keines Blickes und Gedanken mehr würdigend, steige ich die Leiter ins Haus zurück hinab, fixiert auf diesen Kopf.
Alle Bewegungen und Tätigkeiten, wie das Heben und Klappen der Leiter, den folgenden Abstieg durch das Treppenhaus, ja sogar das Atmen und Gleichgewicht halten tue ich wie automatisch, scheinen mir so nebensächlich zu sein, weniger wichtig als das Versinken in den Augenhöhlen aus Glas.
Mit vorgestreckten Armen, das Objekt in den Händen vor mir haltend, durchschreite ich den Raum unterhalb der Treppe und lege es ab, auf einen Tisch, der wie gerufen mittendrin zu stehen scheint. Nachdem ich den Kopf nicht mehr spüren kann, lässt auch die Gefangenheit in seiner Ausstrahlung auf mich nach. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen, versuchen meine Augen und mein Geist nun aus respektvoller Entfernung den Zauber zu ergründen, der mich rationellen Menschen ohne mein Zutun erfasst hatte. Das Sonnenlicht, welches nun durch die großen Fenster aus Richtung der Eingangstür den Raum überflutet, bricht sich fein facettiert in dem gesamten Umfang des Schädels. Jede Bewegung meinerseits verändert den Lichteinfall, als wäre es ein Diamant, obwohl nicht mit Bedacht auf diesen Effekt geschliffen.
Seltsam, diese Lichtspiele konzentrieren sich scheinbar in ihrer Intensität auf die Augenhöhlen. Oder sie werden absichtlich auf diese Stellen gelenkt, die wir Menschen beim Betrachten einer Person als erstes und wichtigstes bemerken. Nun ändert sich meine Empfindung schlagartig, ich fühle mich beobachtet, ja gemustert oder durchleuchtet. Es ist unangenehm, unheimlich und unwirklich. Ein kurzer Schauer überläuft mich und ich lege das helle Baumwolltuch, welches sich ebenfalls auf dem Tisch befindet, über die Neugierde.
Ist es jetzt plötzlich etwas dunkler hier drin, kälter? Mit einer Handbewegung, als wolle ich eine lästige Fliege erschrecken, verscheuche ich den Gedanken daran.
Also ist an der Zeit für mich, zusammenzufassen. Die wichtigen Dinge zu ordnen und jenes, was mir eben erst wieder bewusst wird, zu ergründen, wer ich bin. Fast hätte ich „..zum Teufeln nochmal..“ angefügt, jedoch erscheint es mir im Anbetracht meines Fundes eher unangebracht. Vielleicht hat ja der etwas damit zu tun, so wie es mich beeinflusst hat.
Zum allerersten Mal schaue ich mich nun um, bewusst um.
Ein großer Raum, der das gesamte Untergeschoss des Hauses auszufüllen scheint. Die Treppe am einen Ende, die Eingangstür auf der gegenüberliegenden Seite, von den gewaltigen Fenstern auf ganzer Front flankiert, wie sie auch hinter der Treppe deutlich sichtbar sind.
An den Wänden rechts und links einige Vitrinen, hochgeschossen und breit vollständig verglast. Eher wie man sich Regale mit Büchern vorstellt, nur eben ohne Bücher.
Vasen und Statuen, seltsame andere Dinge, scheinbar sehr alt und aus unbekannten Kulturen, deren Formen nicht deutbar, sind ästhetisch eingeordnet. Parkett gepflegt und eine freitragende Decke, der man den Fußboden des darüberliegenden Stockwerkes erahnen kann.
Als müsste jeden Augenblick ein Butler durch eine versteckte Tür kommen, so erscheint mir das Ambiente und die Art der ganzen Darstellung dieses Raumes.
Doch was soll das denn? Bei näherer Betrachtung der Vitrinen stelle ich Schäden am Holz der Rahmen, halt,.. Gewalt, die öffnete, zeichnet sich klar an verletzten Linien ab. Auch fallen mir nun Schleifspuren auf dem Parkett auf, als hätte jemand die Schränke bewegt.
Alle der Scheiben sind jedoch heil, wie die der Fenster. Also muss hier jemand eingebrochen haben, welcher Hausherr zerstört sein Eigentum von selbst?! Der Tisch, dort wo der abgedeckte Schädel steht. Er beherbergt noch mehr Dinge, die mir in meinem beengten Sichtfeld nicht aufgefallen sind bisher. Ein Laptop, der Bildschirm ist aufgeklappt, ein Stapel Bücher, kaum genutzt, sagt mir der Staubrand auf denselben. Ein Briefumschlag liegt auf dem zugehörigen Papier, kaum leserlich beschrieben. Der Brief selbst, kombiniere ich elegant.
Aber halt mal, wenn alle Scheiben der Fenster noch leben, jedoch die Vitrinen aufgebrochen sind, würde das ja bedeuten, das Haus war offen. Keiner lässt das Haus offen, wenn er nicht in der Nähe ist, schon wegen potentieller Einbrecher. Es sei denn, man stellt den Besitzer im Vorfeld schon ruhig, stellt ihn kalt, sozusagen.
Jetzt kommt mir etwas hoch, zuerst die Erinnerung an das Hängeschild, das bewiesenermaßen
meinen Namen trägt und als nächstes etwas, was in einem Comic mit einer leuchtenden Glühbirne über dem Kopf gezeichnet worden wäre. Ich habe eine Idee,... nein falsch, ich habe einen Gedanken.
Da ich der Besitzer dieser Räumlichkeiten bin, meine kriminalistischen Nachweise und Mutmaßungen nur einen Schluss zulassen, wurde ich im Keller nach einer bewusstseinsfördernden Maßnahme auf Eis gelegt um nachfolgend mein Haus einer martialischen Besichtigungstour zu unterziehen.
Genauer gesagt, irgendwer hat mir mörderisch eine über den gläser... , also Schädel gezogen, mich im Keller deponiert und mein Haus durchsucht. Jetzt ist es raus, so muss es gewesen sein. Zumindest erklärt das die Dunkelheit und das etwas beschwerliche Ausbrechen.
Auch eine, hoffentlich vorrübergehende Amnesie wäre so denkbar, beziehungsweise bewiesen. Falls das nicht klar sein sollte, bitte Seiten vorher noch mal lesen.
Bleibt die Frage, was wollten jene Buben denn? Wenn ich mir alles noch mal durch den Kopf gehen lasse, kommt, da sie scheinbar nicht gefunden hatten, was sie suchten, nur der Dachboden ein. Das wäre logischerweise dieser Schädel, der auch wirklich gut versteckt war.
Wäre es nicht an der Zeit, sich einmal hinzusetzen und die Dinge auf sich wirken lassen?
Richtig, denn was nützt es, wenn man sich und andere noch mehr verwirrt.
Und tatsächlich, am Tische steht ebenfalls ein Stuhl, kein billiges Machwerk, wie bei Sheriff Bob Miller, nein..., ein edles Teil, gesteppt und sogar die Lehne ist geledert.
Ich setze mich und lege die Beine, danach die Hände übereinander über dem Bauch. Keine Sorge, nur die Hände, die Füße bleiben erdwärts.
Aber es ist diese bekannte Stellung, die mir das Nachdenken erleichtert. Wenn dies hier mein Haus ist, wenn alles, was hier befindlich ist, ebenfalls mir gehört, sollte ich eigentlich auch wissen, was diese Dinge bedeuten. „Ich stehe also auf und schau mir eine der Vitrinen an“, beschließe ich und nehme aus keinen besonderen Gründen die Linke. Ein kümmerliches Männlein mit einem lustigen Hütchen, aus rotem Stein gekratzt und eher als abstrakt zu bezeichnen, zieht meinen Blick auf sich. Nicht dass es besonders auffällig ist, eher das Hässliche an seinem Aussehen ist es, was mich besonders interessiert.
Ich erinnere mich, wo es herstammt, ich selbst habe es ausgegraben. Auf den Osterinseln, dort wo diese gewaltigen Statuen stehen, aus einer längst vergangenen Kultur, hab ich es aus der kärglichen Erde herausgebürstet. Es ist eine Miniatur, ein Muster für die Erbauer der wirklichen Wunder primitiver Menschen, die Stein und Wind zu Göttern erhoben haben.
Ich weiß es genau, ich habe das erlebt und getan, ich kenne alle diese Dinge hier.
Mein Leben ist es, so etwas zu finden und zu mögen. Ich bin Archäologe, wie Indy.
Lächelnd gehe ich an den verglasten Fächern vorbei, mit der linken Hand daran entlang fahrend, als würde ich sie streicheln wollen. Mir schießen Bilder durch den Kopf, Landschaften und Gesichter. Larissa, die russische Krankenschwester, die mir bei Forschungen im Altaigebirge zur Seite stand und mir so manchen  blauen Fleck behandelte, den mir wütende Einwohner oder bröckelnde Brocken vorsichtiger Berge zugefügt hatten.
Dieser hölzerne Schild, mit bunten Bändern und geflochtener Tierhaut verziert, er stammt aus dieser Gegend. Das war 1986, glaub ich. Es war kalt dort, minus 20 Grad keine Seltenheit und immer wieder dieser unendliche Schnee.
Oder hier, eine unscheinbare, bronzene Spange, wohl im Haar oder an der Kleidung getragen, sie hab ich aus,.. woher noch? Schottland, dieser bergige Abschluss der britischen Insel im Norden, verehrte mir dieses Schmuckstück. Eine verfallene Hütte in den Highlands, Fragmente eines Daches und die aus groben Steinen aufgeschichteten Mauern nur im Grundriss nachvollziehbar.
Ich sehe mich, wie ich unter zerborstenen Steinen, die wohl früher als Rand einer Feuerstelle gedient haben müssen, in fruchtbarer Erde eben diese Spange finde und vorsichtig reinige.
Ich sehe mich, wie ich kindlich begeistert das Objekt hinter mich reiche, ohne hinzusehen, wem ich es zu geben bereit bin. Eine Hand nimmt sie von mir, grob und stark gebräunt ihre Haut. Es ist die Hand von Duncan McClure, meinem Führer und Freund auf dieser Reise. Das war vor 4 Jahren etwa.
Niemand kann ermessen, wie glücklich mich all diese Erinnerungen machen, die mich beim Anblick der verschiedenen Artefakte hier regelrecht überfallen, überfahren, überwältigen.
Als würde sich der Raum um mich drehen, die Fenster mit ihrem Licht ein Hell und Dunkel erzeugen, wenn sie an meinem Blick vorbeifliegen. Wie ausgeschaltet verlischt diese Euphorie und ich sehe nur noch auf eine Stelle. Auf den Tisch und jenes, welches ich mit einem Tuch vor nicht allzu langer Zeit bedeckte. Den Schädel.
Da ich ja mit alten und unbekannten Dingen vielschichtige Erfahrungen habe, wie es mein kleiner Rundgang durch die Regale zeigte, denke ich: „Wollen wir doch mal sehen, was ich über diesen herausfinden kann“. Mutig lüfte ich also das Tuch und setze mich auf den Stuhl, um vorgebeugt und angespannt zu betrachten, was die Hornissen so kunstvoll zu verbergen suchten.
Von der Größe und Form ist dieser Kopf aus Glas, oder was auch immer, sehr genau und künstlerisch bar aller Abstraktivitäten dem eines wirklichen Menschen exakt nachempfunden.
Erschreckend und doch bewunderungswürdig die Kunst derer, die ihn erschufen. Allein die Schwierigkeit der Bearbeitung dieses Materials, das es nicht sprang oder splitterte, ist in meinen Augen kaum nachzuvollziehen. Augenhöhlen, Nasenfragmente, sogar Gehörgänge sind absolut detailliert und anatomisch an der richtigen Stelle und Größe gearbeitet.
Makellose Zahnreihen des Ober- und Unterkiefers, wobei bei menschlichen, alten Totenschädeln der untere eher nicht als Teil eines gesamten Kopfes in einer Einheit aufzufinden ist. Diese Tatsache verwundert mich, habe ich doch eben noch angenommen, das das Vorbild dieses Kunstwerks ein humanoides sein muss. Geht es hierbei darum, einen besonderen Menschen zu kopieren und damit seine Züge der Nachwelt zu erhalten?
Wohl eher nicht, denn dann wäre sicher nicht ein knochiger Rest als Vorlage und Ziel verwendet worden sein, sondern sein wahres Gesicht. Warum dann also dieser enorme Aufwand, diese handwerkliche Kunst in Vollendung, lange Zeiten der Fertigung?
Wenn ich ihn mir so betrachte, an die Dinge erinnere, die mit ihm im Zusammenhang mysteriöse Gegebenheiten scheinbar verursacht haben, obwohl dieses mich nicht besonders überzeugt hat, kommt mir ein seltsamer Gedanke.
„Nein, vergiss es, das ist Unsinn“, flüstere ich mir zu. Doch es gibt für mich eine Erklärung, wenn auch so sinnfrei wie unglaublich, dass ich den Gedanken wieder verwerfe.
Was wäre, wenn dieser Schädel die Abbildung eines Menschenkopfes ist, eines Kopfes, dessen Träger bei Modellnahme noch durchaus lebendig war? Damit wäre zwar der Unterkiefer noch an der richtigen Stelle, jedoch würden damit nicht auch die fleischlichen Bestandteile, Muskeln, Knorpel und Fettablagerungen an ihre normalen Stellen kopierwürdig?
Des weiteren ist denkbar, das dem Original schon einige Teile fehlten. Man denke einfach an die Sitten des Skalpierens, des Abschneidens von Ohren und Nase als Zeichen eines besiegten Widersachers. Brr..., schüttle ich mich, wo hab ich denn so was wieder gelesen?! Aber es sind nun mal Tatsachen, dass solche Praktiken durchaus üblich waren. Nur warum, selbst wenn es so wäre, sollte man daraus ein ewig existierendes Abbild erschaffen?
Die allerschärfste Frage stellt sich mir allerdings erst jetzt. Wie kommt dieses Ding in mein Haus, warum war es in dem Nest eines stichigen Insektenvolkes verborgen?
Wieso haben diese Viecher überhaupt erst ihr Haus um dieses Ding gebaut?
Oder halt, ., halt.., könnte es Absicht der Tiere gewesen sein, den Kopf mit und in ihrem Heim zu verstecken und oder zu beschützen?
Da kommt mir wieder der Gedanke an meine erste Vision, Carlo und die Biester.
Könnte ja sein, das die Plagegeister nicht wegen Carlos und des Schlächters anheimelnden Geruchs so aggressiv auf die beiden reagierten, sondern weil sie etwas beschützen wollten.
Jaja, schon klar, immerhin war ihr Nest in der Nähe und sie wollten das verteidigen. Wie fantasielos, dies zu verniedlichen. Pahh.
Doch bin ich nicht ein Abenteurer? Ich war doch auch dort, wo sogar Berge mir etwas auf den Kopf warfen. Was also bitte schön, sollte mich hindern, so etwas zu denken?!
Nicht Was, ist die Frage, sondern Wer. In diesem Falle kommt mir mein eher rationales Gehirn doch arg in die Quere, ich hätte so gern noch etwas gesponnen. Sackgasse, prima.
Doch auch in diesem Moment wird mir wieder bewusst, dass die guten Leute, die meinen Vitrinen und mir selbst zerstörerisch und absichtlich zu Leibe rückten, ganz eindeutig hinter meinem, halt,  ich nenn ihn nun schon „meinen“..., Kopf her waren.
Also, sagt mir mein Verstand, versuchen wir es noch einmal, zu ergründen, wieso überhaupt.
Komisch finde ich nur, dass alles andere in mir Erinnerungen an die Funde vermittelt und ausgerechnet bei dem wichtigsten, scheinbar wichtigen, spielt sich gar nichts ab.
Es scheint mit meiner Energie auch das Licht zu schwinden. Der Tag draußen hat seinen Drang, der Dämmerung Platz zu machen, nachgegeben. Ein verirrter Sonnenstrahl, glutrot noch immer, versucht sich ein letztes Mal durch mein Haus zu tasten, eh er sich bis zum Morgenrot verabschiedet.
Ich schaue wieder auf den Schädel, just in diesem Moment trifft der schwindende Strahl den dem Fenster zugewandten Hinterkopf desselben und erzeugt ein Flammengewitter an Farben und Reflexionen in den bis eben noch leeren Augenhöhlen meines Studiums. Wieder wie in Trance gelingt es mir nicht, diesem Schauspiel mein Interesse zu entziehen, welches ganze 5 Sekunden währt, bis die Sonne ihre Strahlen einpackt und sich zum Lunch zurückzieht.
Meine Augen verharren noch immer in den verlorenen, durch das Licht doch wieder erstandenen Augen des Kunstwerks. Sie flackern noch immer wie im Kerzenschein, die Reste des glühenden Sonnenlichtes scheinen sich in ihnen verfangen zu haben, nicht hilflos und abgeneigt, sondern lebendig und lebensdurstig. Als hätte die schwindende Sonne ihrem letzten und schönsten Flackern gesagt, es wäre sein Tod,.. so wehrt es sich und nutzt alles zum Leben mögliche, als sein besonderes Zeichen für Kraft und Unabhängigkeit.
Es ist wohlig und unglaublich beruhigend, das Licht, welches sich nun doch auf den Weg in die Dunkelheit begibt, zu beobachten. Wie jede Reflexion an Kraft verliert, sich wehrt um zu leuchten, zu leben, zu verzaubern. Ich lehne mich zurück, genieße das Wechselspiel der immer dunkler werdenden Farben, der hypnotischen Substanz des zu Ende gehenden Kampfes der Elemente des Spektrums. Wunderschön, nichts beängstigendes wie es vormals war, einfach nur selig und entspannt des letzen Glimmens dieses Schauspiels harrend.
 

Hier endet das erste Kapitel. Für kommende werde ich wohl eine weitere Seite anfüllen müssen.  ;)

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